Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll111. Sitzung / Seite 218

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17.58.28

Abgeordneter Georg Willi (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, vor allem der neue Minister und die beiden anderen auf neuen Plätzen! Meine Damen und Herren! Ich beginne bei Ihnen, Herr Verteidigungsminister Doskozil. Es hat mir gefallen, was Sie gesagt haben, nämlich das Motto Ihrer Arbeit laute humanistisch und rechtsstaatlich, und vielleicht darf ich Ihnen auch empfehlen: Wenn Sie dieses Motto, diese beiden Slogans Ihrer Arbeit in Ihrem Büro an die Wand hängen – hängen Sie „humanistisch“ ein bisschen höher!

In Richtung der freiheitlichen Abgeordneten, die sich ja so große Sorgen machen, dass wir das mit den Flüchtlingen, die in unser Land kommen (Abg. Peter Wurm: Zu Recht, Herr Kollege! Zu Recht machen wir uns Sorgen!), nicht schaffen, darf ich eine kleine Geschichte erzählen:

Meine Mutter stammt aus einer kleinen Gemeinde in Osttirol, aus Anras in Osttirol. Diese kleine Gemeinde hatte nach dem Zweiten Weltkrieg rund 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Bedingt durch Tito, der ein kommunistisches Regime in Jugoslawien aufgebaut hat, sind damals viele Flüchtlinge Richtung Norden gezogen, und diese kleine Gemeinde hat – nach dem Zweiten Weltkrieg, als nichts zu essen da war – 100 Flüchtlinge aufgenommen, 10 Prozent gemessen an der Einwohnerzahl. (Abg. Peter Wurm: Das waren aber andere Flüchtlinge!)

Du (in Richtung des Abg. Peter Wurm) kennst vielleicht Anras, du kennst die Gegend dort. (Abg. Peter Wurm: Ja!) Dort haben die Leute bezogen auf die ansässige Bevöl­kerung 10 Prozent Flüchtlinge „derschafft“.

Und dann frage ich mich oft: Welche Art Gesellschaft sind wir, wo dann plötzlich gesagt wird: Es geht alles nicht mehr?! Wir sind überfordert! – Ich sage nur: Diese Menschen in Anras haben das Wort humanistisch wirklich hochgehalten. Die haben vor allem den Menschen gesehen, der da über die Grenze gekommen ist. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Peter Wurm: Das waren aber andere Flüchtlinge! – Abg. Darmann: Da haben Tiroler Tiroler aufgenommen!)

Herr Minister Stöger, ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit. Ich hätte einiges – aber das wissen Sie ohnehin – anders entschieden als Sie, aber Sie waren immer ein sehr aufmerksamer und guter Zuhörer und Sie waren Argumenten immer zugänglich. Dieser sehr zielorientierte Arbeitsstil hat mir gefallen. – Ich wünsche Ihnen für das neue Ressort alles Gute.

Und jetzt zu Ihnen, Herr Minister Klug: Ich verrate ja kein Geheimnis, wenn ich sage, Sie waren ein ziemlich glückloser Verteidigungsminister. Als Tiroler Abgeordneter bleibt bei mir hängen, dass Sie den einzigen Hubschrauberstützpunkt in Westöster­reich, in Vomp, aufgelöst haben. Ich bin auch ein Musiker, und mir tut das mit der Militärmusik extrem weh, weil ich finde, da sind sehr viele gute Musiker ausgebildet worden, die in vielfältigen Funktionen in Österreich tätig sind. Aber ich erinnere mich auch noch daran, dass Sie dank der Initiative von Peter Pilz eine Feldküche an die Grenze in Spielfeld bringen ließen und dort das Heer einen sehr guten Einsatz leisten konnte.

Aber Sie sind trotzdem ein Mann im Glück: Sie kriegen eine zweite Chance. Sie übernehmen ein sehr großes, ein sehr wichtiges Ressort, und ich ersuche und bitte Sie: Nützen Sie Ihre zweite Chance! Das Infrastrukturministerium – das haben Sie schon in Ihrer Rede anklingen lassen – hat viele Möglichkeiten und sorgt für wichtige Infrastruktur im Bereich Straße, Schiene, Schifffahrt, Luftfahrt, Telekomnetze und so weiter. Nur: Infrastruktur ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung, dass die Dinge funktionieren.

 


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