Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll119. Sitzung / Seite 60

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Sie betrachten Geschichte ausschließlich oder jedenfalls größtenteils unter diesen par­teipolitischen Gesichtspunkten. Was wir aber brauchen, ist eine Betrachtung von Ge­schichte, die Kontroversen ermöglicht, wo wir strittige Themen auch als strittige The­men darstellen können und wo darüber diskutiert wird. Gehen wir doch endlich weg von dieser parteipolitischen Zuordnung! (Zwischenbemerkung von Bundesminister Os­termayer.) Herr Minister, es freut mich, dass du zustimmst, nur, … (Bundesminister Ostermayer: Aber das hat der Zinggl übrigens auch gesagt, dein Kollege!) Ja, das glaube ich dir gerne, und ich glaube auch, dass diese … (Bundesminister Ostermayer: Bitte überzeuge ihn parteiintern!) Ja, die Diskussion führen wir parteiintern sehr inten­siv und sind auch durchaus einer Meinung darüber, was wir wollen, nämlich eine Dar­stellung von Geschichte in der Art und Weise, wie es den modernen Maßstäben ent­spricht.

Ich kann mich noch erinnern an die Diskussion über das Haus der Geschichte im Pa­lais drüben, wo es darum gegangen ist, wie wir es konzipieren sollen. Da haben auch deutsche Gäste entsetzt unserer Diskussion zugehört. Es hat dort beispielsweise Hans-Martin Hinz, der damalige Geschäftsführer des Deutschen Historischen Museums in Berlin, gemeint, Voraussetzung – das hat er uns mahnend gesagt – für das Gelingen ei­nes solchen Projekts seien in erster Linie ausreichende finanzielle Mittel.

Diese sind nicht vorhanden, wir haben kein Finanzierungskonzept! Wir haben Kosten­schätzungen im dreistelligen Millionenbereich, wissen aber nicht, wie wir das Projekt fi­nanzieren sollen. (Zwischenbemerkung des Bundesministers Ostermayer.)

Also: Diese finanziellen Mittel wären der eine Punkt, aber noch viel wichtiger ist der Ver­zicht auf jegliche Einflussnahme.

Meine Damen und Herren! Wenn wir über Standorte sprechen, dann sollten wir uns auch Gedanken darüber machen, welcher der richtige dafür wäre. Der ursprüngliche Plan war nämlich, ein Haus der Republik zu errichten, in dem wir unser republikani­sches Selbstbewusstsein und Selbstverständnis darstellen. Dieses Haus der Republik wurde aber großkoalitionär versenkt. Daraus wurde plötzlich ein Haus der Geschichte, plötzlich sprach man auch von 1848 als Ausgangspunkt. Kein Mensch, auch kein His­toriker – ich habe mit vielen darüber diskutiert –, kann erklären, warum gerade 1848. Seien wir doch so selbstbewusst, dass wir unseren Geburtstag, nämlich den 12. No­vember 1918, auch entsprechend hier dokumentieren und zur Geltung bringen! Und sei­en wir doch so selbstbewusst, dass wir die Geschichte unserer beiden Republiken, der Ersten und der Zweiten, darstellen! In welcher Form das geschieht, das ist eine andere Frage.

Ein Satz noch abschließend: Der imperiale Glanz drüben in der Hofburg eignet sich nun wirklich nicht für ein Haus der Republik. Darauf sind viele eingegangen. Schauen wir uns noch einmal das Konzept von Claudia Haas an, die zu Recht darauf hinge­wiesen hat, dass wir hier etwas völlig Neues brauchen. Ein Haus der Republik in die Hofburg zu setzen, das Symbol für die Monarchie, das Symbol für den imperialen Glanz, der schon längst verblasst war, das ist der falsche Weg, Herr Minister! Deshalb werden wir – unter anderem deshalb – hier nicht zustimmen. (Beifall bei den Grünen.)

11.57


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte. (Abg. Eßl: Jetzt kommt die Frage!)

 


11.57.31

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Es kommt zuerst der prüfende Blick (in Richtung Besuchergalerie), ob ich nicht auch jemanden begrüßen kann, aber „meine“ Schüler­gruppe kommt erst später.

 


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