Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll123. Sitzung / Seite 253

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Zum Thema Verbotsgesetz nenne ich Ihnen andere Demokratien. In den USA überlegt man ein Rauchverbot ab 21 Jahren. (Abg. Lugar: Bis 21! – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Bis 21!) Das ist ein Gesetz, das jetzt ein Gouverneur – ich habe den Bun­desstaat vergessen – verhindert hat, weil er verweigert hat, das schon beschlos­sene Gesetz, dass man überhaupt erst ab 21 Jahren Tabakwaren kaufen darf, zu unter­zeichnen. Der Trend in den USA sind nicht 18 Jahre, sondern 21 Jahre. Warum? – Dort traut sich die Tabakindustrie nicht einmal einen Mucks zu machen, weil sie genau wissen, sie werden von den Verbraucherschützern geklagt.

Ich wollte aber auf meine Ordination zurückkommen. Mich erschüttert es immer wieder – zuletzt gestern –, wenn ein Patient mit Lungenmetastasen, einem schweren Lungenkarzinom zu mir sagt: Herr Doktor, ich will nicht sterben. Warum habe ich Trottel das angefangen? Warum hat mir keiner, als ich klein und jung war, die Zigarette ausgeredet? Warum habe ich angefangen?

Genau dieses Warum bewegt mich als Arzt, bewegt, glaube ich, die meisten Ärzte, sodass sie fragen: Warum schauen wir zu, wenn vermeidbare Krankheiten entstehen? Es sind 14 000 vorzeitige Tote. Sie sind im Gesundheitsausschuss, ich glaube, das ist eine gewisse Verantwortung, die Sie da haben. Und ich glaube, es sollte sich bis hierher herumgesprochen haben: Rauchen ist der größte einzelne Schadfaktor, den wir in der Gesundheit kennen. Das hat schon Robert Kennedy drei Monate, bevor er erschossen worden ist, er war nämlich Gesundheitsminister, gesagt, dass es der größte Einzelfaktor ist – und es hat sich überhaupt nichts geändert.

Geändert hat sich die Einstellung der meisten europäischen Länder. In England werden Sie in Kürze nur mehr giftgrüne Packungen kaufen können – unter der Budel –, genauso wie in Australien. In Frankreich denkt man darüber nach, ob im Auto nicht mehr geraucht werden darf.

Ich glaube, es gibt eine prinzipielle Grenze, über die wir uns quer über alle Grenzen  hinweg einig sein sollten. Diese lautet, dass Kinder nicht rauchen sollten und dass Menschen, die rauchen, andere nicht mit dem Rauchen belästigen sollten. Vieles davon stellen Sie jedoch in Frage; und ich würde mir wirklich wünschen, dass wir da fraktionsübergreifend vielleicht ärztlicher denken, dass wir vielleicht so denken wie die Frau Ministerin oder ich. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Aber sie ist Kinderärztin!) Wir sind Ärzte, und uns tut es jedes Mal weh, wenn wir jemandem sagen müssen: Leider, es war zu spät; vor 40 Jahren hättest du das machen müssen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Kucher und Vavrik. – Abg. Vavrik: Solidarität! – Abg. Loacker: Wir sind gleich viele wie ihr!)

18.57


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.

 


18.57.46

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Hohes Haus! Herr Rasinger hat etwas Interessantes gesagt, nämlich, dass seit 50 Jahren versucht wird, den Men­schen das Rauchen abzugewöhnen, mit mäßigem Erfolg – und ich glaube, da sind wir beide uns einig. Der Grund, warum das nicht funktioniert, ist ein ganz einfacher, näm­lich weil Rauchen eben süchtig macht und weil man unglaublich schwer davon los­kommt. Wenn wir von dem Krebskranken sprechen, der gefragt hat, warum er nicht damals damit aufgehört hat, und jetzt kurz vor dem Sterben ist, und das 14 000 Men­schen betrifft, dann erkennt man, dass das wirklich ein Problem ist.

Jetzt gäbe es eine Möglichkeit, um dieses Problem wirksam zu bekämpfen, und zwar nachweislich. Es gibt ganz viele Fälle, die uns zeigen, wie wir den Menschen nach-


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