Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 304

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zwar aus dem einfachen Grund, weil sie nämlich die Butterberge und die Milchseen nicht beseitigen konnten.

Wir sprechen immerhin von 56 Milliarden € an EU-Geld für die Landwirtschaft, 43,5 Mil­liarden € davon sind Direktzahlungen. Und ja, es stimmt, die Preise für Rohmilch sind gefallen, wir haben bei uns knapp über 25 Cent, in Deutschland seit gestern Abend 18 bis 19 Cent, wobei die Kostendeckung bei 40 Cent erreicht ist.

Eines der größten Probleme ist meiner Meinung nach, dass der Export der Milch ge­fördert wird. Damit wird das Problem ja nicht gelöst, sondern es wird nur weiterge­schoben. Man muss damit sehr behutsam umgehen, sonst ruiniert man ja den Markt und die Landwirtschaft der Dritten Welt.

Was gilt es eigentlich zu tun? – Das Problem ist, dass wir in Österreich ja bereits jetzt über 200 Gramm Milch pro Kopf und Tag trinken, das sind 79 Kilo pro Jahr. Irgend­wann ist nicht nur der Markt gesättigt, sondern sind auch die Mägen voll. Mir gefällt die Situation genauso wenig, wie allen anderen. Auf der einen Seite wird immer weniger für die Milch bezahlt, auf der anderen Seite wird aber durch diese Entwicklung genau die Zucht von diesen Turbokühen forciert. Seit 1960 geben diese Kühe mehr als das Doppelte. Arme Tiere, arme Konsumenten, kann ich da nur sagen!

Es gibt garantiert nicht nur eine Lösung, sondern ein ganzes Bündel an Maßnahmen: Spezialisierung, Regionalisierung und Aufklärungen.

Da die Zeit gleich vorbei ist, möchte ich abschließend noch Josef Urschitz von der „Presse“ zitieren. Er schreibt: „Aber zu glauben, man könne ein sehr klar definiertes Pro­blem, nämlich die Überproduktion, mittels steuerfinanzierter Aufhebung der wirtschaftli­chen Schwerkraftgesetze aus der Welt schaffen, ist, nun ja, im günstigsten Fall ein biss­chen blauäugig.“

Es gibt – und das wird mir immer bestätigt – keine einfache Lösung, deswegen brau­chen wir schnell die besten Köpfe. Der erste Schritt ist mit Sicherheit der Milchdialog. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

22.12


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.

 


22.12.35

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Diskussion zeigt, dass uns das Thema Milch und Milchwirtschaft allen sehr unter den Nägeln brennt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir hier einen Schulterschluss schaffen.

Fakt ist aber, dass es trotzdem bei den Mengen in den letzten Monaten und im letzten Jahr eine massive Steigerung gegeben hat, in Holland über 11 Prozent. Österreich hat durchaus eine vernünftige Steigerung erreicht, aber es hat durchaus auch Entwicklun­gen gegeben, was die Angebots- und die Nachfrageseite betrifft.

Die Lösung – ich glaube, da sind wir uns alle einig – wäre ganz einfach, wenn wir die Milchmengen herunterfahren könnten und wenn es dabei insgesamt mehr Einigkeit geben könnte. Das ist einfach nicht der Fall, und daher ist es ganz wichtig, wenn wir jetzt mit dem Milchdialog versuchen, neue Wege und Möglichkeiten für eine flächende­ckende Milchwirtschaft in Österreich und auch für eine konkurrenzfähige Milchwirt­schaft zu erarbeiten. Ich glaube, es sollten alle Vorschläge eingebracht werden.

Aus meiner Sicht brauchen wir ein marktkonformes Verhalten in der Produktion und auch in der Milchverarbeitung. Wir müssen aber auch alle Chancen nützen, die die Ni­sche bietet. Die Nische ist natürlich nicht die allgemeine Antwort, aber wenn wir derzeit


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