Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 305

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

die Preise betrachten, so reichen diese von unter 30 Cent bis über 70 Cent, wenn wir Qualitäts- oder verschiedene Spezialmilchsorten betrachten. Gerade bei uns in Tirol, wo wir verschiedene Anbieter haben, erleben wir dies. Daher, glaube ich, müssen wir die Chancen der Nische absolut nützen, aber wir brauchen auch Antworten für die kon­ventionelle Milch.

Wir müssen aber auch ganz gezielt in Innovation und Marketing investieren und die Märkte gezielt bearbeiten. Wenn es so einfach wäre, das Embargo Russlands aufzuhe­ben, dann hätten wir uns alle das schon gewünscht und dann könnten wir es möglichst schnell haben. Aber das spielt es einfach nicht! Ich glaube, zukünftig geht es darum, dass wir mit Eigenverantwortung, aber auch einer gewissen Ausdauer alle gemeinsam daran arbeiten. Nach einem Tief hat es immer eine Erholung gegeben.

Ich lade alle ein: Setzen wir auf unseren heimischen Standort! Wir können alle etwas dazu beitragen, wir alle stehen ja oft in anderer Verantwortung in den Gemeinden oder im Land. Auch der heimische Markt muss gezielt bearbeitet werden; und ich glaube, heimisch zu kaufen, fair zu kaufen, regional zu kaufen, Qualität zu kaufen, das sollte für uns ein Prinzip der Stunde sein. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

22.15


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Grillitsch. – Bitte.

 


22.15.28

Abgeordneter Fritz Grillitsch (ÖVP): Frau Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man sich herstellt und sagt: Die Agrarpolitik, die in Österreich über die letzten Jahrzehnte gemacht worden ist, ist eine schlechte!, weil das einfach nicht so ist. Wir sollten das durchaus im europäi­schen Vergleich sehen, meine Damen und Herren, was die österreichische Agrarpolitik erreicht hat. Mit ihrer Einkommenspolitik, der Einkommenskombination ist es letztlich gelungen, diese Struktur flächendeckend aufrechtzuerhalten. Wir können das jetzt an der Situation messen: Genau jene Betriebe, genau jene kleineren Betriebe, die in der Einkommenskombination drinnen sind, kommen leichter durch diese Krise als große Betriebe, die keine Einkommenskombination haben.

Ich habe da ein ganz konkretes Beispiel: Ein Freund von mir, der sich intensiv mit der Milchwirtschaft beschäftigt hat – er hat einen der besten Betriebe in Österreich mit hun­dert Kühen und einer Million Liter Milch, er hat keine Einkommenskombinationsmög­lichkeit –, hat mich vor einem Monat angerufen und gesagt: Fritz, ich muss leider mit der Milchproduktion aufhören, denn ich zahle im Monat 4 000 € bis 5 000 € dazu. Ich bin 58 Jahre alt, die Frau meines Sohnes geht arbeiten, der Sohn ist alleine zu Hause. Wir müssen extensivieren, denn ich will nicht mit 62 oder 63 Jahren den Betrieb über­geben und dann 500 000 € Schulden haben, weil man mit der Milchwirtschaft nichts mehr verdienen kann. (Abg. Hübner: Das ist der Erfolg Ihrer Agrarpolitik!)

Und wenn Sie glauben, dass wir Preise machen können, dann haben Sie nicht ver­standen, was passiert. Und wenn Sie die Genossenschaften kritisieren, sage ich Ihnen auch: Ich bin froh darüber, dass wir die Genossenschaften haben. Ich bin froh, dass wir starke Verarbeitungsbetriebe haben, denn dort sind die Bauern die Eigentümervertre­ter, dort haben die Bauern die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens mitzube­stimmen und letztlich auch dafür zu sorgen, einen einigermaßen leistbaren Milchpreis zu zahlen.

Reden wir nicht an den tatsächlichen Problemen vorbei. Ja, die Sanktionen Russlands sind ein Problem. Ich hoffe, dass sie bald wegkommen. Es stockt im Chinaexport, das ist ein Problem, da ist natürlich zu viel am Markt. Es ist ein Problem, dass wir keine


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite