Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll130. Sitzung / Seite 26

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Auf der anderen Seite arbeiten die Leute in Österreich länger als in vielen anderen europäischen Staaten, im Schnitt über 42,5 Stunden. Viele dieser Mehrstunden werden nicht durch Zeitausgleich oder finanziell abgegolten.

Auch die große Zahl der All-In-Verträge hat in den letzten Jahren zu einem Anstieg der tatsächlichen Arbeitszeit geführt.

Meine Frage an Sie lautet deshalb:

215/M

„Welche Schritte planen Sie, um eine gerechtere Verteilung der Arbeit auf die Men­schen, die Arbeit brauchen, zu erreichen?“

 


Präsidentin Doris Bures: Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Alois Stöger, diplômé: Frau Abgeordnete, es ist tatsächlich so, dass wir wirklich die längste Wochenarbeitszeiten in der Europäischen Union.

Es gibt verschiedene Ansätze der Arbeitszeitumverteilung. Ich glaube, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen, wie wir die Work-Life-Balance neu gestalten und gerade auch im Dienstleistungssektor die Frage der Work-Life-Balance besser in den Griff bekommen können. Neben den allgemeinen Formen von Arbeitszeitverkürzung geht es, wie ich glaube, um das Thema, Freizeitoptionen in den Betrieben zu ent­wickeln, beziehungsweise um die Frage, was wir mit der sechsten Urlaubswoche tun können.

Wir müssen uns auch Gedanken über lebensphasenspezifische Arbeitszeitpolitik machen. Auch diese Fragen sind ein wichtiger Teil der Debatte. Im Bereich der Arbeits­marktpolitik ermöglichen Instrumente wie zum Beispiel Bildungskarenz oder Bildungs­teilzeit auch Auszeiten, die das Arbeitskräftevolumen reduzieren, und ich denke, in dieser Hinsicht muss man mehr tun.

 


Präsidentin Doris Bures: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Das klingt recht gut, war aber noch nicht so ganz konkret.

Der Arbeitsmarktklimaindex sagt, dass die Leute definitiv kürzer arbeiten wollen. 34 Stunden wären ein gutes Maß. Sie haben selbst gesagt, dass der ÖGB diesen Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung in der Vergangenheit auch immer wieder aufge­griffen hat. Die sechste Urlaubswoche ist ein Stichwort.

Gott sei Dank, wie ich jetzt einmal sage, kam aber im vergangenen Jahr wirklich auch noch stärker die Forderung nach einer Kürzung der Normalarbeitszeit. – Sie sind ein gewerkschaftsnaher SPÖ-Minister: Wie gehen Sie damit um, dass diese Regierung in der Vergangenheit kontinuierlich Maßnahmen gesetzt hat, die zu einer faktischen Aus­dehnung der tatsächlichen Arbeitszeit geführt haben und noch führen werden, dass Sie aber jetzt gleichzeitig doch eine eventuelle Unterstützung der Arbeitszeitverkürzung ankündigen? Wie gehen Sie mit diesen vielen unterschiedlichen Richtungen um?

 


Präsidentin Doris Bures: Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Alois Stöger, diplômé: Frau Abgeordnete, ich kann mich an keine Maßnahme erinnern, die zu einer Ausweitung der Arbeitszeit insgesamt geführt hat, wenn man davon absieht, dass man das Prinzip, gesund in Pension zu gehen, beachtet. Das hat tatsächlich zu einer Erhöhung des Arbeitskräfteaufkommens geführt.

 


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