Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll130. Sitzung / Seite 169

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Förderung von Kunst und Kultur verstehe ich aber nicht als eine Art Spende des Staates. Die Förderung von Kunst und Kultur ist eine Investition in die Zukunft, in die Demokratie, in unsere Freiheit. Die Reife und das Selbstbewusstsein einer Demokratie zeigen sich auch darin, wie sie mit Kunst und Kultur umgeht. Gerade deshalb müssen wir immer kritisch hinterfragen, wer gefördert wird und ob die Gelder fair verteilt werden, ob es uns gelingt, damit die Diversität in der Kunst- und Kulturszene zu unter­stützen.

Österreich verfügt aktuell über eine sehr lebendige Musikszene, und zwar in den verschiedensten Bereichen, von Volksmusik bis hin zu klassischer Musik, von Popmusik bis hin zu Schlagern. Die österreichische Musikwirtschaft zu stärken war mir in den vergangenen zwei Jahren ein sehr großes Anliegen – Stichwort: öffentlich-rechtlicher Kulturauftrag des ORF. Es ist mir nach langen Verhandlungen gelungen, den ORF zu einer freiwilligen Quotenregelung zu bringen: Mindestens 15 Prozent öster­reichische Musik auf Ö3 gibt es seit August 2015. Wir müssen aber ganz sicher noch den österreichischen Musikfonds finanziell stärken, und ich kämpfe für ein Musikstandortsicherungsgesetz ähnlich dem Filmstandortgesetz.

Das führt mich auch gleich zum österreichischen Film. Wir können stolz sein auf den österreichischen Film und die Erfolge, die wir dort feiern. Wir haben einiges erreicht, wie zum Beispiel das Film/Fernseh-Abkommen und nach langen Verhandlungen auch die fixe Zusage des ORF, in den kommenden drei Jahren 300 Millionen € in die österreichische Filmwirtschaft zu investieren.

Gleichzeitig erleben wir aber in der österreichischen Filmförderung ein krasses Missverhältnis zwischen den Geschlechtern. Diese Frage wird ganz heiß in der Film­szene, in der österreichischen Filmwirtschaft diskutiert. Nach wie vor gehen fast 80 Prozent der Förderungen an Männer. Ich freue mich schon darauf, wenn ich dir, lieber Herr Bundesminister Drozda, unser neues Modell vorstellen kann, wie wir diese unerträgliche Situation ändern wollen und können.

Es geht aber nicht nur darum, ein breites Spektrum an Kunstschaffenden zu ermög­lichen, sondern auch darum, ein breites Publikum, und hier besonders ein junges Publikum, junge Menschen anzusprechen. Jungen Menschen den Zugang zu Kunst, zu Kultur zu eröffnen, ist meiner Meinung nach von zentraler Bedeutung. Wer als Kind Kontakt zu Kunst und Kultur hatte, hat ein Leben lang eine offene Beziehung dazu. Neben den Bildungseinrichtungen haben da vor allem auch die regionalen Kulturin­itiativen einen besonderen Stellenwert. Sie sind ein wichtiger Motor eines lebendigen kulturellen Alltags, in dem Raum für Dialog und Toleranz geschaffen wird.

Am Dienstagabend konnten wir hier im Parlament Zeuginnen und Zeugen werden, wie man junge Menschen für künstlerisches Schaffen begeistern kann; auch der Herr Bundesminister hat kurz vorbeigeschaut. Die Schauspielerin Hilde Dalik hat gemein­sam mit unbegleiteten Flüchtlingen ein Theaterstück aufgeführt und uns vor Augen geführt, was Kunst alles kann: Brücken schlagen, Bühne bieten, Dialog fördern und Spaß machen. Und auch so kann erfolgreiche Integrationspolitik ausschauen. (Beifall bei der SPÖ.)

17.58


Präsident Karlheinz Kopf: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Winter. – Bitte.

 


17.58.57

Abgeordnete Dr. Susanne Winter (ohne Klubzugehörigkeit)|: Herr Präsident! Ge­schätzte Bundesregierung! Werte Kollegen und Kolleginnen! Als ich vor einigen Tagen damit konfrontiert wurde, dass Herr Kern Bundeskanzler wird, dachte ich mir, jetzt bin


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite