Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll130. Sitzung / Seite 202

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wir bekommen dann in gewisser Weise auch einen gläsernen Patienten – ob wir das wirklich wollen, müssen wir uns gut überlegen.

Noch etwas ist aus der E-Medikationsstudie herauszulesen: Wir fallen in der Medizin beziehungsweise in der Verwaltung der Medizin alle einem Glauben an die EDV anheim. Man glaubt heutzutage, mit EDV und Computer ist der Mensch rettbar gewor­den, und zwar lückenlos. – Das ist ein Irrglaube. Wenn wir Sicherheit in der Medizin haben wollen, dann müssen wir auf etwas ganz anderes Wert legen, nämlich auf die Zeit. Der größte Sicherheitsfaktor für die Patienten ist die Zeit, die das medizinische Personal dem betreffenden Patienten widmen kann. Die wird aber paradoxerweise durch die Dokumentationswut und durch die Dokumentationsverpflichtung, der alle medizinischen Berufe heute unterliegen, immer weniger.

Die Zeit wird immer kürzer, immer weniger. Ich erlebe selbst in der Ordination Patienten, die mir von ihren Hausärzten, von den betreuenden Kollegen erzählen, dass der Arzt nur mehr über den Computer mit dem Patienten redet. Das heißt, wir haben also einen Computer zwischen Patient und Arzt. Das ist eine ganz schlechte Entwicklung. Daher möchte ich am Schluss ein Projekt für den Rechnungshof anregen: ob man nicht vielleicht einmal überprüfen oder errechnen könnte, wie viel Zeit in den Ordinationen dem Patienten vom Arzt konkret gewidmet wird.

Ich fürchte nämlich, dass diese Zeit immer weniger wird, und trotzdem reden wir alle immer mehr davon, wie sehr der Patient im Mittelpunkt steht. Ich glaube, wir lügen uns da ein bisschen in den Sack, und wir müssen da umdenken: weg von der totalen „EDV-isierung“ hin zu einer mehr menschenorientierten, zeitbezogenen Medizin. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

19.59

19.59.20

 


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, erlauben Sie mir, diese Gelegenheit zu nutzen, mich bei einer Kollegin hier im Hohen Haus zu bedanken. Frau Dr. Gradischnik-Schanner versieht in diesen Minuten ihren letzten Dienst hier am Stenographentisch des Hohen Hauses. (Allgemeiner Beifall.)

Frau Dr. Gradischnik-Schanner war über zwei Jahrzehnte lang Leiterin des Steno­graphischen Dienstes dieses Hauses. – Viel ist durch Ihre Feder gegangen. Über vier Jahrzehnte, genau gesagt, 43 Jahre waren Sie hier im Zentrum der Innenpolitik tätig. (Allgemeiner Beifall.)

„Als Stenographen sind wir (…) für alle da“, haben Sie einmal gesagt – das habe ich nachgelesen. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns alle bei Ihnen bedanken und Ihnen alles erdenklich Gute für Ihren Ruhestand wünschen. Alles Liebe und alles Gute! (Anhaltender allgemeiner Beifall.)

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Damit übernehmen jetzt die Kollegen, und wir kommen zur Abstimmung. Ich werde diese Abstimmung über jeden Ausschussantrag getrennt vornehmen.

 


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