Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 70

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haben, sich mittels eines Studiums weiterzubilden. Genau diese Gruppe der über 27-Jährigen ist meistens mit besonderen Erschwernissen belastet, vor allem wenn es um Lebenshaltungskosten geht.

Das ist unseres Erachtens auch ein sehr wichtiger Punkt, um einzuhaken, denn laut Aussage der Wirtschaftsuniversität Wien kommen derzeit nur 8 Prozent der Studie­renden aus einer benachteiligten sozialen Schicht, und das sollte uns doch zu denken geben. Ich denke, dieser Beschluss ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn man setzt einen Impuls, dass man hier ein bisschen mehr Mut haben kann, weil die Unter­stützung durch den Staat jetzt da ist.

Es geht um rund 44 000 Studierende, die von diesem Studienförderungsgesetz pro­fitieren. Es ist natürlich so, dass es dadurch auch extra Kosten gibt, die mit knapp 6 Millionen € angesetzt werden. Ich hoffe, dass wir auch wirklich dort hinkommen, dass es keine zusätzliche Belastung für das Budget geben wird. Man wird versuchen, beim Verwaltungsapparat anzusetzen und so diese knapp 6 Millionen einzusparen.

Das ist alles sehr gut, darum tragen wir das natürlich auch mit. Ich möchte aber trotzdem noch ein paar Impulse dazu geben. Es ist ein erster Schritt, aber es müssen definitiv noch weitere folgen. Aus unserer Sicht können wir die angestrebten Ziele mit dieser Gesetzesänderung nämlich nur dann erfolgreich erreichen, wenn auch die Privatwirtschaft in die Ausbildung unserer Studierenden mehr eingebunden wird.

Das bedeutet enge Kooperation zwischen den Betrieben und den Studierenden, damit mehr Stipendien aus diesem Bereich vergeben werden und Studienpartnerschaften mit zukünftigen Mitarbeitern eingerichtet werden. Das wäre noch ein sehr langfristig gestecktes Ziel, das aber international immer mehr Bedeutung bekommt. Ich denke, wir müssen in Österreich vermehrt in diese Richtung agieren.

Das Ganze wird aber nur möglich sein, wenn das bestehende starre System ein bisschen aufgelockert wird. Da freuen wir uns natürlich besonders über die sehr erfreuliche Aussage unseres Wirtschaftsministers und Vizekanzlers Mitterlehner. Ende Mai war die Headline eines Interviews mit ihm: „Sozialpartner müssen sich komplett ändern“. – Dem pflichten wir natürlich sehr erfreut bei. Gerade im Bereich der Kam­merwirtschaft könnte man meinen, dass die Wirtschaftskammer ihre Hauptaufgabe nur mehr in der Selbstverwaltung und Selbstversorgung sieht. (Beifall beim Team Stronach.)

Wir haben ein bisschen recherchiert, und die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage verstärkt diesen Eindruck auch noch: Für Personalausgaben werden 54 Millio­nen aufgewendet, und es besteht ein Anlagevermögen in Höhe von 720 Millionen sowie Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von zirka 230 Millionen.

Das heißt, allein im Jahr 2014 betrugen die gesamten Einnahmen der Wirtschafts­kammer bundesweit sage und schreibe knapp eine Milliarde Euro. Dabei erkennt man natürlich deutlich, dass es längst eine neue Unternehmerwelt gibt, nämlich eine, die dieses alte System mit diesen unglaublichen Summen, die eigentlich in die Bildung fließen sollten, nicht mehr braucht. Deren Orientierung sind die internationale Entwicklung und der internationale Markt, und genau dort soll und wird unsere Zukunft liegen. Forschung, Wissenschaft und neue Technologien sind der Schlüssel für eine bessere Zukunft und müssen es auch sein, denn nur durch Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft wird Österreich seinen Marktwert in der Welt halten beziehungsweise vielleicht doch irgendwann einmal ausbauen können. Nur so werden wir es schaffen, neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen und vor allem auch den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern.

 


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