Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 118

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wird ihnen nicht vermittelt, was sie heute tun können, damit sie morgen nicht die Arbeitslosen der Zukunft sind.

Das ist eine Schande. Das vergrößert dieses Potenzial und dieses Problem, das wir in puncto Integration und Immigration haben. Hier haben wir ein wirkliches Defizit und hier gibt es Nachholbedarf. Und ich erinnere an den Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl, der im August 2015 davon gesprochen hat, dass man hier etwas tun muss und dass ein Programm aufgesetzt werden muss. Bis heute ist nichts geschehen.

Wahrscheinlich haben die Sozialpartner generell ein Problem, wenn von außen jemand kommt und ihnen Vorschläge macht. Das wird dann verhindert, genauso wie die vorgeschlagene Reform der Gewerbeordnung verhindert wird, Herr Kollege Matznetter. Und das können Sie als Vizepräsident der Wirtschaftskammer auch nicht verhehlen, dass Sie der Schutzpatron der Verhinderer sind. (Beifall bei den NEOS.)

In dieser Hinsicht sollten wir uns vor Augen führen, dass die Wirtschaft dringend Fach­kräfte braucht. Der Fachkräftemangel wird immer größer, das sagt Ihnen jeder Unter­nehmer. Sie brauchen Fachkräfte. Wir finden keine mehr, weil wir auch keine Lehrlinge mehr finden. Und es ist etwas anderes, ob ich in der Stadt Wien bin oder im Bezirk Pongau. Aber im Bezirk Pongau ist es so, dass wir 300 offene Lehrstellen haben und nur 30 Suchende. Jetzt raten Sie, warum das so ist!

Da sollte man gegensteuern, und die Sozialpartner sind gefragt, da etwas zu tun. – Danke vielmals. (Beifall bei den NEOS.)

13.58


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Vizekanzler Dr. Mitterlehner gelangt zu einer Stel­lung­nahme zu Wort. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


13.58.26

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her­ren! Wir haben im entsprechenden Wirtschaftsausschuss über die Thematik – meines Erachtens – intensiv diskutiert, trotz schon beanspruchter Zeit, was andere Themen betraf, und haben uns mit dem Bericht und den Ergebnissen auseinandergesetzt.

Ich möchte einmal ein paar Dinge, was die Fakten anlangt, außer Streit stellen oder hoffe, das außer Streit stellen zu können. Wir haben, was das System anlangt, nach wie vor eine, würde ich sagen, große Wirksamkeit, denn 38 Prozent aller Jugendlichen verfolgen eine Lehre. Dieser Wert bleibt im Prinzip auch konstant, da wir auch, was die demographische Entwicklung anlangt, feststellen können, dass insgesamt natürlich eine Entwicklung nach unten stattfindet, also weniger Jugendliche in diesem Alters­bereich zur Verfügung stehen. Das ist mehrfach angesprochen worden.

Auf der anderen Seite liegen wir, was die Jugendarbeitslosigkeit anlangt, immer noch – ich sage auch, das „noch“ ist ja ein Wert, den wir uns ständig erarbeiten müssen – mit 10,6 Prozent hinter Deutschland, positiv gesehen, an zweiter Stelle. Der EU-28-Schnitt in diesem Zusammenhang liegt bei 20,3 Prozent.

Das System funktioniert also prinzipiell. Das System trägt auch dazu bei, dass wir eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit haben, und wenn wir damit in Konkurrenz zu anderen Ausbildungen – vor allem im Schulbereich – stehen, dann ist es notwendig, dass wir die Drop-out-Quoten möglichst senken, um den Bedarf an Lehrlingen im betrieblichen Bereich abzudecken.

Positiv in dem Zusammenhang ist sicherlich zu sehen, dass die Lehre im Vergleich zu anderen Ausbildungen die niedrigste Drop-out-Quote mit insgesamt 15,5 Prozent hat. Bei der betrieblichen Lehre sind es sogar nur 13,1 Prozent. Im Vergleich dazu hat zum


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