Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 117

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13.52.28

Abgeordneter Rupert Doppler (ohne Klubzugehörigkeit): Meine sehr geehrten Damen und Herren! – Lieber Herr Kollege Schellhorn (Abg. Schellhorn war bereits auf dem Weg zum Rednerpult), du warst um einen Schritt zu schnell.

Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich: Wir haben gehört, die duale Ausbildung ist ganz wichtig. Das stimmt, aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir allen Betrieben, die überhaupt bereit sind, Lehrlinge auszubilden, Dank aus­sprechen.

Der Lehrberuf als Ganzes gehört von der Wertigkeit, vom Stellenwert, von der Betrach­tung her massiv angehoben. Zimmerer, Tischler, Maurer, Köchin, Koch und viele mehr sind ganz wichtige Lehrberufe in unserer Gesellschaft. Man muss in Zukunft ein großes Augenmerk auf die Wertigkeit und die Bedeutung des Lehrberufes legen.

Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, betrug diese in Österreich im Jahr 2015 10,6 Prozent und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 20,3 Prozent. Ja, das stimmt, Herr Vizekanzler. Sehr bedenklich ist aber auch die Entwicklung, was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft: EU-weit sinkt sie seit 2013, in Österreich steigt die Jugendarbeitslosigkeit seit dem Jahr 2011 ständig an. Daher denke ich, hier müssen wir dringend ansetzen. – Herzlichen Dank.

13.53


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.

 


13.54.05

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Es kommt selten vor, aber ich pflichte der Kollegin Schatz jetzt vollkommen bei: Sie haben ja auch die Bildungsschwäche erwähnt, und diese betrifft auch die großen Betriebe. Herr Eder von der Voest hat gesagt, das erste Jahr müssen die Jugendlichen zunächst im Lesen und Schreiben und in den Grundrechnungsarten ausgebildet werden. Das ist schon richtig. Deshalb ist es auch wichtig, eine überbetriebliche Weiterbildung und Ausbildung zu haben. Und diejenigen, die es sich nicht in dieser Größe leisten können, müssen halt darauf zurückgreifen, denn das ist wichtig.

Aber die ganzen Diskussionen sind doch Lippenbekenntnisse: Allein in meinem Heimatbezirk Pongau gibt es 300 offene Lehrstellen und nur 30 Suchende. Warum ist das so? – Wir haben doch die Lehrlinge in den letzten 20, 30 Jahren immer nur dis­kri­miniert. Das fängt damit an, dass die anderen einen freien Studienzugang haben, und – der Schutzpatron der Verhinderer, Herr Matznetter, wird mir auch beipflichten – selbst eine Meisterprüfung kostet etwas. Und was kostet jetzt zum Beispiel ein Studienabschluss in dieser Form? Und der Absolvent darf dann sofort auch den Beruf ausüben. Hier findet eine klare Diskriminierung statt, auch hinsichtlich der Schüler­freifahrten et cetera, in den ganzen Bereichen. Das muss man einmal wirklich sagen, und das ist nicht in diese Diskussion miteingeflossen. Das tut mir weh. (Beifall bei NEOS und FPÖ. – Abg. Matznetter: Da kann man darüber diskutieren!) – Darüber muss man diskutieren, wenn Sie das Manko betrachten. Und deshalb ist eine Lehre auch so unattraktiv, weil man ab dem 15. Lebensjahr gegenüber jenen benachteiligt ist, die eine höhere Schule oder dann auch eine Universität besuchen.

Bei den Stellungnahmen vom Kollegen Haubner, dass eh alles super ist, ist mir noch etwas abgegangen: Wir haben keinen Lehrstellenmangel, sondern wir haben einen Lehrlingsmangel. Und wir haben gleichzeitig an die 7 000 unbegleitete Minderjährige in Österreich. Hier gibt es kein Programm. Hier gibt es auch kein Programm der Sozialpartner. Das sind Menschen, die das Potenzial oder die Möglichkeit hätten, eine Lehre zu besuchen. Es wird ihnen nur kein Angebot gemacht. Sie sind sieben, acht, zehn, zwölf Monate hier in Österreich, bevor sie den richtigen Status haben, und es


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