Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 121

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führen, und sage Ihnen dazu nur, im Endeffekt stimmt es einfach nicht, dass es eine Ungleichbehandlung gibt, dass die Lehrlinge benachteiligt beziehungsweise skandalös benachteiligt werden. Schauen Sie sich an, was wir an Basisförderung, was wir an sonstigen Förderungen, auch vom Arbeitsmarktservice her, in den gesamten Bereich stecken, dann werden Sie merken, das sind in etwa 300 Millionen € im Jahr.

Ich würde sagen, da ist keine Ungleichbehandlung gegenüber dem System Schule mehr zu sehen, weil wir die Lehrlingsentschädigung und alles, was Basisförderung anlangt, genau an dem ausgerichtet haben, was ein Schüler oder ein Student an Unterstützung bekommt. Dass wir da Fahrtenbeihilfen und auch anderes haben, damit möchte ich Sie gar nicht mehr belästigen, vielleicht wissen Sie es. Wenn Sie es nicht wissen wollen, werden Sie es auch nicht lesen; aber es stimmt einfach nicht, was gesagt worden ist. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.09


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wurm. – Bitte.

 


14.09.53

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Ein klassisches Paradoxon: Wenn Sie mit Unternehmern sprechen, dann werden Sie die Botschaft hören: Ich finde keine oder nicht ausreichend gut gebildete Lehrlinge! Auf der anderen Seite haben wir Tausende junge Menschen in Österreich, die eine Lehrstelle suchen und keine finden.

Da finde ich es schon ein bisschen verwunderlich, wenn sich Rot und Schwarz bei diesem Thema hierher stellen und die duale Ausbildung so quasi als Exportschlager verkaufen. Vielleicht kurz zur Erinnerung: Im weiteren Sinn kann man da bis ins Mittel­alter zurückgehen und im näheren Sinn ungefähr 150 Jahre. So lange gibt es diese duale Ausbildung in Zentraleuropa, sprich in Österreich und Deutschland. Das, bitte, brauchen sich SPÖ und ÖVP nicht als ihre Erfindung umzuhängen. Ganz im Gegenteil, Sie haben es zusammengebracht – und das ist eben das Ergebnis dieses Para­doxons –, dass die duale Ausbildung von Jahr zu Jahr mehr ins Hintertreffen kommt.

Ich möchte da schon auch noch ein paar Zahlen kurz erwähnen. Wenn man sich aktuell die Arbeitslosenstatistik anschaut, gibt es eine Gruppe, bei der wir keinen Zuwachs von Arbeitslosigkeit erleben, und das sind eben Personen mit Lehraus­bildung. Hingegen haben wir bei Akademikern einen monatlichen Zuwachs zwischen 10 und 15 Prozent, je nach Monat. Da sind wir beim eigentlichen Problem, und es wäre ganz gut, wenn die ehemalige Ministerin Heinisch-Hosek hier wäre, denn sie ist nämlich eine Hauptverursacherin des aktuellen Lehrlingsproblems, weil in Wirklichkeit natürlich die Schulausbildung über Jahrzehnte versagt hat.

Die Hauptschuldigen daran sind SPÖ und ÖVP, und Sie denken ja aktuell überhaupt nicht daran, das zu verändern. Sie wollen sich die Welt mit Hilfe der Grünen schön­malen, die in dem Bereich ja überhaupt in einer Traumwelt leben. (Zwischenruf des Abg. Weninger.) Die Realität ist eben – und da braucht man nicht lange Analysen zu machen, Frau Schatz –, dass 25 Prozent der Schüler in Österreich, und das wissen Sie, wenn Sie es irgendwo nachlesen wollen, nach neun Jahren faktische Analpha­beten sind. So, Frau Schatz, das ist unsere Schulpolitik, und die Schulpolitik ist links, rot-grün, mit Mithilfe der ÖVP. Das ist das Ergebnis nach Jahrzehnten! (Zwischenruf der Abg. Schatz.)

Sie nehmen aber nicht die Verantwortung für diese Zehntausenden armen Jugend­lichen an. Das macht keiner hier! Keiner sagt: Okay, wir haben das gut gedacht, gut


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