Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 124

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14.20.26

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Werte Kolle­gin­nen und Kollegen! Was bedeutet Jugendarbeitslosigkeit? Allgemein wird sie als Fehlen von Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen verstanden – aber für mich persönlich bedeutet sie weitaus mehr.

Herr Wurm, hätten Sie den Ausführungen unseres Herrn Vizekanzlers Gehör und Aufmerksamkeit geschenkt, dann wüssten Sie, wieso die Lehrlingszahlen rückläufig sind. Dann müssten Sie sich nicht hier herausstellen und mit Unwahrheiten glänzen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Peter Wurm: Bitte? Was?)

Für mich bedeutet Jugendarbeitslosigkeit, wie gesagt, noch viel mehr. Jugendarbeits­losigkeit bedeutet erstens eine gesellschaftliche Orientierungslosigkeit, eine klaffende Wunde im System, dass jungen Menschen die Perspektive genommen wurde, einen Platz in der Gesellschaft zu bekommen. Zweitens: Jede Arbeitslosigkeit bedeutet einen Verlust an Kaufkraft, den wir wiederum in der Wirtschaft spüren, nicht unmittelbar, aber in naher Zukunft. Und drittens ist sie ein großes soziales Problem, denn – das kann man jetzt indirekt oder direkt sehen – da gibt es zum Beispiel die steigende Kriminali­täts­rate.

Deshalb ist auch gerade die überbetriebliche Ausbildung so wichtig. Ja, sie kostet Geld, aber gerade wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind dafür, denn das sind uns die jungen Menschen wert. Es geht da um Menschen, Herr Themessl – leider ist er gerade nicht im Raum, glaube ich –, es geht um Menschen und nicht um irgendwelche Prozentzahlen! Wer den Generationenvertrag ernst nimmt, der muss der Jugendarbeitslosigkeit den Kampf ansagen.

Wenn wir heute hier im Parlament über die Jugendarbeitslosigkeit sprechen, dann können wir den Österreicherinnen und Österreichern eine gute Nachricht bringen, liegen wir bei der Beschäftigung doch im Spitzenfeld, wie wir schon hörten. Wir haben in Österreich eine der geringsten Jugendarbeitslosigkeitsrate innerhalb der Euro­päi­schen Union, und 2015 hatten wir die zweitniedrigste Arbeitslosigkeitsrate aller Mitglied­staaten. Natürlich stehen wir da unter starkem Druck, und wir müssen viele, viele Maßnahmen setzen, um auch weiterhin an der Spitze zu bleiben.

Vor allem haben wir – das wurde schon oft erwähnt – die duale Lehrlingsausbildung: ganz, ganz wichtig und eine wirklich tolle Sache. Wir sind auch stetig bemüht, sie zu verbessern, etwa durch die Ergänzung der Lehre mit Matura, wie wir sie schon vorge­nommen haben. Damit konnten wir auch die Attraktivität der Lehre enorm steigern. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, einen Lehrling auszubilden, und dass das oft sehr, sehr schwierig sein kann.

Wir konnten also die Attraktivität der Lehre mit Sicherheit steigern. Ich finde, es ist ein toller Spagat gelungen, nämlich das Beste aus zwei Systemen, aus der Praxis und aus der Theorie, zu vereinen. Dabei finde ich zwei Aspekte besonders spannend und auch sehr gelungen: erstens, dass man dabei auch die regionalen Unterschiede gelten lässt und so eine lokale Spezialisierung der Lehre ermöglicht. Und zweitens, das möchte ich herausstreichen, geht diese Ausbildungsform mit Coaching, mit Unterrichts- und Beratungsphasen einher. Das finde ich sehr gut.

Wir sprechen also von einem sehr ausgewogenen Modell, das von anderen Staaten auch beobachtet wird und übernommen worden ist, aber eines muss man auch ganz klar sagen: Österreich hat die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen. Blickt man in die südliche Region von Europa, dann sieht man, dass diese Leute mit schweren Bedingungen zu kämpfen haben, sie wurden sehr hart durchgebeutelt. Das ist aber natürlich kein Grund, uns selbst zu feiern und nur noch zu loben, sondern wir müssen stetig am Ball bleiben, um die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen zu können.

 


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