Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll132. Sitzung / Seite 123

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14.16.45

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Vizekanzler! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die duale Ausbildung ist nach wie vor Garant für Jugendbeschäftigung in Österreich, und ich darf mich daher ganz besonders bei unseren Unternehmerinnen und Unternehmern bedanken, die eine Lehrlingsausbildung in ihren Betrieben anbieten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies eine besondere Verantwortung und eine besondere Aufgabe ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die duale Ausbildung steht vor großen Herausforderungen. Wir haben schon von der demographischen Entwicklung, den steigenden qualitativen Anforderungen aufgrund der Internationalisierung und Digitalisierung in unseren Betrieben versus die Eignung der Lehrstellensuchenden gehört. Kollege Schellhorn hat die regionalen Unterschiede zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage angesprochen, aber auch der steigende Klassenkampf – verbunden mit mangelnder Wertschätzung für Unternehmerinnen und Unternehmer – steigert nicht gerade die Motivation zur Investition und zu zusätzlicher Beschäftigung.

Wie aber der Bericht aufzeigt, haben wir gemeinsam mit dem Herrn Vizekanzler wich­tige und richtige Maßnahmen zur Weiterentwicklung der dualen Ausbildung gesetzt. Ich erwähne nur die BAG-Novelle mit den 18 neuen beziehungsweise überarbeiteten Ausbildungsordnungen sowie die vier neuen Lehrberufe, die auf Wunsch der Wirtschaft in Kraft getreten sind. Aber auch das Lehrlingscoaching, an dem mehr als 150 Betriebe teilnehmen, garantiert den Jugendlichen eine Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt und verhindert, dass sie in die teureren ÜBAs abgeschoben werden. Ich halte dieses Lehrlingscoaching für Schwächere, aber auch für Migranten für sehr sinnvoll. Migran­ten kennen dieses Lehrausbildungssystem aus ihren Ländern nicht, und ich glaube, Integration kann nur über Beschäftigung funktionieren.

Zur Frage des gesellschaftlichen Stellenwerts der Lehre haben wir unlängst den Nationalen Qualifikationsrahmen beschlossen, der endlich die Vergleichbarkeit mit dem rein schulischen System bewirkt, was sicherlich zu einer Aufwertung führen wird.

Herr Kollege Themessl, ich habe schon erwartet, dass Sie den Blum-Bonus erwähnen. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß, denn es ist ein Hohn für die Unternehmer, die schon seit zehn Jahren Lehrlinge suchen und nicht bekommen. Recht gebe ich Ihnen aber bei der Finanzierung des Blum-Bonus, nämlich dass es Sinn machen würde, das nicht aus den Arbeitgeberbeiträgen, sondern aus Mitteln der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu finanzieren.

Wir haben noch viel vor uns – wir haben es gehört –, einerseits Matura mit verkürzter Lehre, andererseits die Erreichung der Bildungsstandards für den Einstieg in die Lehr­ausbildung. Das muss auch oberste Priorität in den Neuen Mittelschulen sein, denn ohne Beschäftigung ist der Sozialfall vorprogrammiert.

Herr Vizekanzler, ich bedanke mich bei Ihnen im Namen einer Reihe von oberöster­reichischen Betrieben für die Richtlinie zur BAG-Novelle. Durch diese kann am 1. September in Oberösterreich ein Modellprojekt, nämlich der zweijährige Lehrberuf Metalltechniker, ein Lehrberuf mit Abschluss und Anschluss, gestartet werden.

Ich bin überzeugt, dass dieses Modellprojekt ein Erfolg wird. Wir sehen in Deutschland, in der Schweiz und gerade im Hinblick auf die Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebens­jahr, die wir ja bald beschließen werden, dass das ein ganz wichtiger Faktor ist. – Vielen Dank. (Vizekanzler Mitterlehner: Gerne! – Beifall bei der ÖVP.)

14.20


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.

 


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