Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll134. Sitzung / Seite 139

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Und so ganz kann ich die Ernsthaftigkeit bei dieser Reform nicht erkennen, wenn wir etwa auch heute über einen Abänderungsantrag abstimmen müssen, obwohl wir auch dem zustimmen werden, und wenn das mit der Begutachtungsfrist begründet wird. Ja, bitte, die Begutachtungsfrist war abgelaufen, als wir das im Ausschuss diskutiert ha­ben. Also da hat sich offensichtlich im Nachhinein noch eine Erkenntnis durchgesetzt, dass es bei der Matura auch nicht so gut läuft.

Insgesamt also können wir in dem Ganzen zwar kleine Fortschritte erkennen, ich muss aber vielleicht an einem Beispiel deutlich machen, warum das viel zu wenig weit geht. Es handelt sich da um die Sprachförderung. Das ist nun wirklich eine zentrale Angele­genheit, eine zentrale Aufgabe der Schule – aller Schultypen, aller Schulstufen!

Warum, bitte, befristen wir das wieder auf drei Jahre? Warum können Kinder nur zwei Jahre an der Sprachförderung teilnehmen? Wir wissen – und das sagen uns alle Exper­tinnen und Experten und das sagen uns vor allem auch die Lehrerinnen und Lehrer –, dass Sprachförderung eine durchgängige Aufgabe ist. Orientieren wir uns da doch an positiven, an erfolgreichen Modellen!

Wir Grünen haben im Ausschuss und auch in den vergangenen Jahren schon mehr­mals auf solche Modelle hingewiesen. Ich erinnere da an das Hamburger Modell zur Sprachförderung „FörMig“, wo wirklich umfassend das Kind betrachtet und, solange es in der Schule ist, auch begleitet wird. Da gibt es Rückmeldungen, da wird der Fort­schritt gemessen, da wird kontinuierlich gearbeitet. Dazu braucht es aber auch qualifi­zierte Pädagoginnen und Pädagogen. Auch das haben wir leider nicht. Auch da fehlt es in der Ausformung.

Insgesamt ist diese Sprachförderung auch viel zu stark reglementiert. Es gibt im Prin­zip zwei große Möglichkeiten. Wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen an den Schulen spreche, sagen sie mir, häufig wäre halt eine Mischform notwendig: dass wir Gruppen kurz einmal zusammenfassen, aber dann integrativ in der Klasse unterrichten und dass wir je nach Lernfortschritt feststellen: Müssen wir jetzt eine Gruppe mit Sprachschwie­rigkeiten für kurze Zeit beieinander lassen oder können wir bereits mit der integrativen Förderung in der Stammklasse beginnen? Und diese Entscheidung, bitte, lassen wir doch die Lehrerinnen und Lehrer treffen! Die können das am besten machen.

Ein weiterer Punkt abschließend, auf den ich schon auch eingehen möchte: der Schul­start Neu. – Das ist ein ganz zentraler Punkt! Da gibt es Verbesserungen, das konze­diere ich Ihnen, das gestehen wir zu. Aber auch da haben wir das Problem, dass wir die Sache nicht konsequent genug anpacken. Was wir brauchen, ist eine flexible Schul­eingangsphase. Was wir brauchen, sind standardmäßig jahrgangsübergreifende Klas­sen. Was wir brauchen, ist beispielsweise auch eine Integration der Vorschulklassen, die aus unserer Sicht nicht notwendig sind, wo wir den Kindern die notwendige Zeit geben können – nämlich in der Schulstufe eins, und das ist eben nicht eine Klasse –, sich zu entwickeln, und wo man dann am Ende beurteilen kann, ob das Kind nun so weit ist, dass es aufsteigen kann, oder nicht, und wo wir vermeiden können, dass es zur Diskri­minierung kommt.

Es gäbe noch vieles zu sagen, das ist logisch. Die Aufzählung der Kollegin Jank hat ge­zeigt, dass es da eine ganze Palette von Diskussionsnotwendigkeiten gibt. Wir können das hier heute leider nicht alles bewerkstelligen. Ich kann nur generell dazu sagen – und das ist ein Appell an Rot und Schwarz –: Wir werden, was die Bildungspolitik anlangt, künf­tig garantiert deutlich mehr Mut brauchen als das, was wir bisher hier feststellen konn­ten! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.35


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Strolz. – Bitte.

 


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