Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll134. Sitzung / Seite 146

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17.53.55

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Ministra! Hohes Haus! Ich gebe der Kritik mancher Oppositionsredner durchaus recht, dass es immer mehr sein könnte und dass es schneller gehen könnte. Mit dem Blick auf eine zweiein­halbtausendjährige europäische Bildungsgeschichte, den ich im Laufe meiner berufli­chen Tätigkeit gewonnen habe, muss ich aber einfach sagen: Bildungssysteme sind beim Reformieren an sich eher träge. Das hängt einerseits inhaltlich mit dem Kanon zusam­men, weil er sozusagen ein gesellschaftliches Kondensat von wichtigen Inhalten reprä­sentiert, das man nicht von heute auf morgen umstürzen kann; und es hängt natürlich auch mit den Strukturen und mit dem Personal zusammen, was ich jetzt nicht länger und genauer erklären muss.

Diese Trägheit muss man in Rechnung stellen, und zu dieser Trägheit kommt natürlich in der aktuellen politischen Lage noch einiges dazu, was Schnelligkeit, Tiefgründigkeit und Grundsätzlichkeit erschwert. Bisweilen sind Tiefgründigkeit, Grundsätzlichkeit und Schnelligkeit auch gar nicht unbedingt wünschenswert. Ich glaube, dass dieses Schul­rechtsänderungsgesetz nun wirklich ein paar wichtige Schritte in die richtige Richtung setzt. Ich gehe nicht auf Einzelheiten ein. Ich sage nur, es werden doch einige Ent­scheidungen in die Schulen verlegt. Das ist ein Mehr an Autonomie. Es ist ein Mehr an ganz wichtigem Sprachunterricht.

Herr Dr. Strolz, da wundert mich auch, warum Sie so sehr auf den muttersprachlichen Unterricht insistieren. Ich kann nur sagen, meine beiden siebenjährigen Enkel spielen im Stubaital im Fußballverein, und ich helfe manchmal beim Training aus. Da sind auch ein paar türkische Buben dabei – übrigens ein hervorragender Ort der Integration –, und die türkischen Buben können zwar sehr gut Türkisch, aber manche von ihnen können, obwohl sie im Stubaital geboren sind, nahezu kein Wort Deutsch. Das Zentrale ist na­türlich der Deutschunterricht, und der darf auch nicht erst mit sieben Jahren beginnen. Da müssen wir viel früher ansetzen. Da sehen wir eine ganz zentrale Aufgabe – auch für den Elementarunterricht –, die auch noch anzugehen ist. Jetzt haben wir einen wich­tigen Schritt mit den Sprachstartgruppen getan.

Als Tiroler möchte ich auf etwas hinweisen, was wir im Zuge eines zusätzlichen An­trags auch in diesem Schulrechtsänderungsgesetz verankert haben, nämlich das Ins­tallieren einer höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Ernäh­rung sowie Lebensmittel- und Biotechnologie in Rotholz, womit wir eine weitere Stelle für gute Berufsausbildung haben und das Lehrangebot in Tirol bereichern können. Es freut mich, dass wir das im Zuge dieser Gesetzesänderungen heute auch beschließen können.

Wir haben auch – was vielleicht noch nicht erwähnt wurde – einen Schritt gesetzt, den ich mir noch als ausweitbar vorstelle, wir ermöglichen jetzt nämlich Lehrbeauftragun­gen für Berufsschulen. Der Gedanke dahinter ist natürlich, dass über diese Lehrbe­auftragten mehr Praktiker, also mehr Praxis, in die Berufsschulen kommen. Das ist ei­ne sehr schöne Idee. Diese Idee wäre sicher ausweitbar. Solche Lebenserfahrungen, sol­che Lebenspraxis würde wahrscheinlich allen Schulen, auch den allgemein bildenden höheren Schulen, guttun. Ich könnte mir vorstellen, dass man das im Zuge eines wei­teren Reformschritts auch auf diese Schulen ausdehnt.

Insgesamt glaube ich, dass das ein erster guter Schritt in dieser ausgerufenen Bildungs­reform ist. Ja, er kommt nicht sehr früh, aber er kommt jetzt doch als erster Schritt, und es mögen weitere und tiefgreifende folgen. Falls dem so ist, denke ich, dass wir unser Bildungssystem auf einen guten Weg bringen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Holzinger-Vogtenhuber.)

17.58

 


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