Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll134. Sitzung / Seite 147

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Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter May­er. – Bitte.

 


17.58.09

Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte Kollegin­nen und Kollegen! Ich möchte teils wiederholen, was vorhin richtigerweise und erfreuli­cherweise auch von der Opposition bestätigt wurde, nämlich dass viele richtige Maß­nahmen in diesem Paket, das wir heute beschließen werden, enthalten sind. Über 2 000 Schulversuche, Erleichterungen für das Regelschulwesen, was ganz wichtig ist, die Abschaffung der Noten sind im Paket. Es gibt also tausend pädagogische Gründe, warum das sinnvoll ist.

Ich möchte einen Satz aufgreifen, Frau Ministerin, den Sie Gott sei Dank jedes Mal wiederholen; und ich hoffe, dass Sie ihn noch sehr oft wiederholen, denn der Applaus ist noch nicht von allen gekommen, als Sie ihn gesagt haben. (Heiterkeit bei Bundesmi­nisterin Hammerschmid.)

Es braucht tatsächlich Chancen für alle Kinder, egal, woher sie kommen und mit wel­chen Voraussetzungen. Wir müssen schauen, dass sich möglichst alle Kinder entspre­chend ihren Talenten – man kann nicht aus jeder Pflanze einen Rosenstock züchten – entfalten können. Da gibt es zwei, drei wichtige Bereiche, in denen es nach wie vor große Defizite gibt. Wir wissen, das ist – wir haben das heute schon diskutiert: Rech­nungshof, diese finanzielle Bund- und Ländergeschichte – die Kleinkindbetreuung, Früh­erziehung, die Ländersache ist.

Wir haben das heute schon diskutiert: Wenn die Kinder in die Schule kommen, haben sie bereits einen Entwicklungsrückstand von drei Jahren und mehr – mit steigender Ten­denz. Wenn wir nicht in der Einschulungsphase deutliche Maßnahmen setzen, dann ist unsere Schule auch Privatschule. Das kann keine Schule leisten; sie ist nicht imstande, dieses Defizit, diesen Rucksack, den die Kinder mitbringen, im normalen Regelschul­wesen abzubauen. Das ist nicht möglich, und das sind dann diejenigen, die im norma­len Betrieb auf der Strecke bleiben. Daher sind die Fördermaßnahmen ganz, ganz wich­tig. Wir müssen alles tun und im Bereich der Frühpädagogik den Hebel ansetzen.

Das Zweite: Sprachförderung. Dazu ist viel Richtiges gesagt worden. Es gibt aber auch Hirnforscher, die das, was Kollege Strolz gesagt hat, nicht ganz so unterstreichen, aber es ist schon auch wichtig für die persönliche Zukunft der Kinder, dass sie ihre Mutter­sprache können.

Kinder lernen von Kindern nach wie vor am besten. Das sage ich Ihnen als Praktiker, ich habe das auch erlebt. Es handelt sich jetzt nicht um eine wissenschaftliche Studie, aber Radio Vorarlberg – ich habe das, glaube ich, schon einmal erzählt – hat einmal ei­ne Zeit lang jeden Abend eine Schule besucht, die Ganztagsbetreuung angeboten hat. Was haben die LehrerInnen und die SchulleiterInnen dort übereinstimmend darüber gesagt, was sie am meisten beeindruckt hat? Sie haben ein Jahr lang Ganztagsschule gehabt, ein Jahr lang sind die Kinder den ganzen Tag zusammen gewesen. – Unisono hat es geheißen, an jedem Abend, an dem man eingeschaltet hat, derselbe Tenor: Es war sensationell und überraschend, wie schnell die Kinder mit nichtdeutscher Mutter­sprache die deutsche Sprache erlernt haben!

Das war bei allen das Entscheidende. Daher müssten wir schauen, wenn wir die Schu­le weiterentwickeln, was gemeinsame Schule, ganztägige Schule auch im Tagesablauf bedeutet. Wenn wir von Chancengleichheit reden, dürfen wir das Thema ganztägige Schulen nicht auslassen. In diesem Bereich liegen die größten Defizite. Die Kinder, die halt nicht das Glück haben, dass sie zwei Elternteile haben, oder nicht das Glück ha­ben, dass ein Elternteil zu Hause bleiben kann, sind davon abhängig, dass wir Förder­maßnahmen an der Schule anbieten, Schulen mit einem gesunden Mittagstisch, mit ei-


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