Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll134. Sitzung / Seite 150

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Ich darf auch noch den Kollegen Wurm erwähnen, der anscheinend auch keine Ah­nung von Integrationsklassen, von Sonderschule und Integration hat. Ich war selbst zwei­mal vier Jahre lang Klassenvorstand in einer Integrationsklasse einer Hauptschule. Dort unterrichtete ich Kinder mit einer Sonderschullehrkraft. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.) Wir hatten Kinder mit totaler körperlicher Beeinträchtigung … (Abg. Peter Wurm: Mit El­tern reden von betroffenen Kindern, Frau Kollegin!) – Die Eltern haben sie damals frei­willig in diese Klasse hineingemeldet, damals gab es noch nicht … (Abg. Peter Wurm: Freiwillig, ja! Aber nicht die Abschaffung von Sonderschulen, so wie Sie das wollen!) Und wenn sie das freiwillig acht Jahre lang machen, dann wird das wohl eine bestimmte Aus­sagekraft haben.

Ich weiß, dass diese Kinder voneinander – wie Kollege Mayer das auch gesagt hat – am besten lernen. Es ist so, dass sich die Kinder etwas abschauen, die anderen auch sozial sehr viel lernen, und ich glaube, das hat auch noch keinem Kind geschadet. Auch wenn ein Kind sehr leicht lernen kann, ist das soziale Lernen in unserer Gesellschaft auch nicht außer Acht zu lassen.

Damit wäre ich, mit dieser Übergangsstufe, mittendrin in der Leistungsbeurteilung, die natürlich auch in den Klassen, in den Integrationsklassen schon praktiziert und für bes­tens befunden worden ist. (Abg. Peter Wurm: Ist ja alles in Ordnung, Frau Kollegin!)

Da meine Redezeit nicht mehr ausreicht, alle anderen Aussagen auch noch zu kom­mentieren, komme ich jetzt zum Schluss und darf noch das Autonomiepaket erwähnen. Es ist ja schon vieles dazu gesagt worden.

Mit diesen Schritten, mit diesen großen und kleinen Schritten, die gemacht werden, wird es unseren Lehrerinnen und Lehrern möglich sein, unsere Kinder zukunftsfit zu ma­chen. – Danke (in Richtung des Abg. Peter Wurm) auch für Ihr Zuhören. (Beifall bei der SPÖ.)

18.11


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Dr. Huainigg. – Bitte.

 


18.11.03

Abgeordneter Dr. Franz-Joseph Huainigg (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Ho­hes Haus! Wir beschließen heute einen ersten wichtigen Schritt des Bildungspaketes, des Reformpaketes. Die Sprachförderung ist ein ganz wesentlicher Schritt, denn die Son­derschulen sind voll mit Kindern, die einen Migrationshintergrund haben, und sie be­kommen eine sonderpädagogische Förderung anstatt einer Sprachförderung. Dass die Kinder aber nur wegen Sprachdefiziten in der Sonderschule beschult werden, hat gro­be Auswirkungen auf ihre weitere Geschichte, denn gerade mit einem Sonderschulab­schluss hat man kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb ist es wichtig, dass man die SchülerInnen auch entsprechend fördert, ihnen Sprachkompetenz zueignet. Sie ge­hören raus aus der Sonderschule.

Ich möchte auch ein bisschen auf meine persönliche Geschichte eingehen, weil es im Unterrichtsausschuss auch Thema war, ob Integration für behinderte Kinder wichtig ist, ob Inklusion wichtig ist. Für meinen Lebensweg war sehr entscheidend, als ich mit sechs Jahren in die Schule hätte kommen sollen und die Lehrer gesagt haben: Das geht nicht, das Kind ist behindert, es kommt in eine eigene Behindertenschule! Meine Eltern haben sich sehr dagegen gewehrt und haben es schließlich auch geschafft, eine Leh­rerin zu finden, die bereit war, ein behindertes Kind zu unterrichten.

Heute, 45 Jahre später, sind wir um Schritte weiter. Wir wissen, wie Inklusion, wie Inte­gration funktioniert, offener Unterricht, Lernen im Projektunterricht und auch soziales Ler­nen, sodass Vorurteile gar nicht entstehen oder ausgeräumt werden. Von diesem ge­meinsamen Unterricht profitieren behinderte, aber auch speziell nicht behinderte Kin­der.

 


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