Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 34

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09.08.45Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde – ich begrüße dazu Frau Bundesministerin Dr. Hammerschmid – mit dem Thema:

„Schulangst, Prüfungsstress und Zentralmatura: so what?“

Als erste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Klubvorsitzende Dr. Glawischnig-Pies­czek. Ich erteile Ihnen das Wort und mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Mi­nuten beträgt. – Bitte.

 


9.09.10

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Einen schönen guten Morgen! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Zu Beginn möchte ich gerne allen Schülerinnen und Schülern, allen Lehrerinnen und Leh­rern, allen Eltern, die gerade ein erfolgreiches Schuljahr hinter sich gebracht haben, gra­tulieren und ihnen schöne und erholsame Ferien wünschen, ganz besonders jenen Kin­dern, die an einer Schnittstelle gestanden sind, die gerade die vierte Volksschulklasse ge­schafft haben – wer ein Kind in diesem Alter hat, weiß, was das bedeutet – oder der/die gerade die Zentralmatura geschafft hat. Ich denke, Sie alle haben in Ihrem Bekanntenkreis solche Kinder und Eltern. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

Wir haben die heutige Aktuelle Stunde dem Thema Zentralmatura gewidmet, Frau Bun­desministerin, nicht deshalb, weil wir jetzt ausschließlich über Noten, über Ziffern, über Quoten des Durchfallens oder Durchkommens diskutieren wollen, sondern weil hinter dem ganzen Thema ein großes Versprechen steht, das, glaube ich, uns alle hier im Haus ver­eint, nämlich das Wichtigste ist die Zukunft unserer Kinder – das allerwichtigste politi­sche, bildungspolitische Versprechen; das wird allerdings oft nicht eingelöst.

Kinder in Österreich, Jugendliche in Österreich – ich glaube, darüber haben wir Konsens erzielt – brauchen ein besseres Schulsystem, brauchen bessere Chancen, um ihre Fä­higkeiten, ihre Potenziale zu entwickeln. Ein wichtiger Grundsatz dabei ist, dass man sehr viel schlechter und sehr viel schwieriger Lehrinhalte aufnehmen kann, Kompetenzen ent­wickeln kann, wenn man Angst hat. Wir kennen das alle aus dem Sport. Wir konnten das auch bei der österreichischen Fußballnationalmannschaft ein wenig beobachten: Angst und Drucksituation sind eine sehr große Blockade. Deswegen ist es ein ganz wichtiges bildungspolitisches Ziel, Schule ohne Angst zu verwirklichen. (Beifall bei den Grünen.)

Wer von Ihnen kann sich noch an seine Schullaufbahn, an die Matura erinnern? – Ich ken­ne viele Erwachsene, die nach wie vor Alpträume haben, wenn sie sich an die Matura er­innern. Das mag es geben. – Herr Rosenkranz schmunzelt. Haben Sie das vielleicht in Latein oder Mathematik gehabt? – Ich weiß es nicht. (Abg. Walter Rosenkranz: Nein! Wie viele Dinge im Leben, von denen Sie nichts wissen!) – Ja, ich habe Sie nur einmal ge­fragt, weil Sie so geschmunzelt haben. Ich möchte Sie nur ein bisschen einbeziehen und vielleicht auch Aufmerksamkeit aus Ihrem Sektor haben. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Walter Rosenkranz: Das ist ganz reizend! Ich werde dann darauf antworten!)

Das Schönste ist wohl, wenn Kinder am ersten Schultag mit einem Leuchten in den Au­gen in die Volksschule gehen, sich freuen, diese Wissbegierde, diese natürliche Lern­freunde. Und das Bedauerliche ist, dass das im Schulsystem dann durchaus verloren geht. Frustration, Ärger, Blockaden werden ausgelöst.

Unser wichtiges politisches Ziel – und das, glaube ich, sage ich nicht nur für die Frak­tion der Grünen – ist es, Druck aus diesem System zu nehmen und das System so um­zuändern, dass auf die Stärken fokussiert werden kann, dass wir nicht ewig an den


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