Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 43

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sondere Letzteres. Die halbe Welt ist derzeit unterwegs, um sich unser duales System an­zuschauen und von unserem sozialen System zu lernen. Wir kommen gar nicht nach, diese Informationen weiterzugeben. Das heißt: Stärken wir unsere Stärken, schwächen wir unsere Schwächen! Das Ergebnis der ersten allumfassenden Zentralmatura hat uns gezeigt, dass es Nachjustierung braucht.

Kritik ist richtig und wichtig. Insofern hat natürlich die Opposition schon auch eine wich­tige Aufgabe. Vielleicht kann man hier und da aber nicht nur Kritik üben, sondern auch gute Ideen einbringen – und damit meine ich nicht das Wiederholen von Standardformu­lierungen, die einfache Lösungen suggerieren.

Bildung muss Wissen vermitteln, Wissen, damit man später die richtigen Fragen stellen kann. Ausbildung muss auf das Berufsleben vorbereiten. Unser System sollte in der La­ge sein, beides zu leisten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.45


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz zu Wort. – Bitte.

 


9.45.44

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministe­rin! Ja, das Schlechtreden des österreichischen Bildungssystems, sodass man glauben könnte, es sei alles katastrophal – so ist es jedoch nicht. Wir haben nach wie vor sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, die engagiert arbeiten. Wir haben motivierte und ange­strengte Schülerinnen und Schüler, die das ebenso tun. Wir haben Eltern, die hinter den Bildungslaufbahnen ihrer Kinder stehen und sich darum kümmern. Es ist nicht alles schlecht. Vielleicht ist es nur die SPÖ-Bildungspolitik der letzten zehn Jahre unter stiller Duldung der ÖVP – das ist das Einzige, was mir als Detail dazu einfällt. (Beifall bei der FPÖ.)

Weil die Frau Bundesministerin davon gesprochen hat, dass jetzt mit dieser Zentral­matura alles gleich und vergleichbar ist: Eines ist es aber nicht geworden – und das ist das, was gerade Ihre Fraktion, Ihre Partei so gerne im Munde führt –, nämlich gerecht. Es ist nicht gerecht geworden! – Ich komme später auf Beispiele zu sprechen.

Lassen wir einige Baustellen einmal weg – Schulverwaltung, Lehrerbildung, Lehrerdienst­recht, Autonomie et cetera –, reden wir einmal nicht von den Lücken im Bildungsbud­get oder von Einsparungen in der Verwaltung. Schauen wir nur auf das, was unsere Kinder und Jugendlichen in Österreich direkt betrifft! Schauen wir auf die Volksschule, wo die Kulturtechniken Lesen, Rechnen, Schreiben so unterrichtet werden, dass nach Beendigung der Schulpflicht sehr viele als Lehrlinge nicht genommen werden, weil die Unternehmer sagen, wir sind doch nicht dafür da, die Versäumnisse der Schule in Rech­nen, bei den Grundrechnungsarten und so weiter, oder im Lesen und Schreiben zu übernehmen, das ist nicht unsere Aufgabe, hier sind die Schulabgänger nicht fit.

Und was passiert? – Man schafft in der ersten bis dritten Klasse Volksschule sogar die Noten ab, um sie dann in der vierten wieder einzuführen, wo dann keine Vergleichbar­keit mehr mit den letzten drei Jahren gegeben ist, wo aber über die Bildungslaufbahn entschieden wird. Das ist nicht gerecht. Es ist auch nicht gerecht, wenn Kinder in Ös­terreich (Zwischenruf bei der SPÖ) – bitte melden Sie sich dann zu Wort, ich verstehe es nämlich so schlecht – nach Beendigung ihrer Schulzeit in der Volksschule ein Zeug­nis haben, das dazu berechtigt, in ein Gymnasium in der Langform zu gehen, aber in­folge der sozialdemokratischen Aushungerung des Gymnasiums in der Langform diese Kinder dann keinen entsprechenden Platz bekommen in Tirol, in Graz, in Wien, wo auch immer. Bildungsflucht findet daher leider Gottes statt und muss leider Gottes stattfin­den.

 


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