Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 138

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Junge Menschen, die mit 15 Jahren schon unvermittelbar sind, die wahrscheinlich ihr Leben lang an den Staat gebunden sind, werden nun mit 18 Jahren in die Abhängigkeit vom Staat geführt. Es ist eigentlich völlig verantwortungslos, wie mit diesem Thema um­gegangen wird.

Die Ausbildungspflicht ist nichts anderes als ein Jugendarbeitslosigkeitsvertuschungs­instrument, denn es geht darum, die Probleme, die wir im Bildungssystem nicht beseiti­gen können, in den Arbeitsmarkt zu verlagern. (Beifall bei den NEOS. Abg. Moser: Was willst denn sonst machen?) Dabei hätte es so viele gute Ansatzpunkte gegeben, um die Chance zu nutzen, da wirklich etwas zu bewegen. Man hätte die Stakeholder aus dem Bildungsbereich in dieses Gesetz auch besser einbinden können. (Zwischen­ruf der Abg. Moser.) Der Rechnungshof hat es auch schon kritisiert: Man setzt sich in keiner Art und Weise mit den Mängeln auseinander, die zu den Problemen führen, die das Gesetz eigentlich lösen sollte. Das ist ja völlig absurd!

Es braucht eine viel umfassendere Einbindung des Bildungsministeriums, um eine Be­rufs- und Ausbildungsorientierung für Jugendliche auch schon vor Ende der Schulpflicht umzusetzen, damit die auch wissen, wohin ihre Reise gehen soll, was sie machen möch­ten, worin sie sich eigentlich ausbilden möchten. Das ermöglicht dieses Gesetz nicht.

Ich bin auch ein bisschen enttäuscht, wie günstig sich Rot und Schwarz diese Zweidrit­telmehrheit besorgen konnten. In diesem Entschließungsantrag stehen lauter Selbst­verständlichkeiten drinnen: Asylverfahren sollen beschleunigt werden – eh klar, da sind wir uns wahrscheinlich alle einig –, Deutsch- und Alphabetisierungskurse sollen ermög­licht werden, und das Budget soll nicht erhöht werden – der Entschließungsantrag ist wirklich nicht besonders weitgehend –, es soll richtig eingesetzt werden. (Abg. Kickl: Bit­te nicht die Illusion der Frau Schatz zerstören!) Eh klar! Hoffentlich!

Was man aber eigentlich hätte machen können, wäre, die Gelegenheit zu nützen, zu ei­ner echten mittleren Reife zu kommen, Bildungsziele in dieses Gesetz hineinzuschrei­ben, damit wir wissen, was denn diese Jugendlichen mit 18 Jahren nach dieser Ausbil­dungspflicht können sollen, welchen Bildungsstandard, der sie zu qualifizierten Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmern macht, sie eigentlich haben sollen.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Claudia Angela Gamon, MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen betref­fend Einführung bildungspolitischer Begleitmaßnahmen und der Mittleren Reife

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Soziales wird aufgefordert, in Kooperation mit dem Bildungsministerium folgende Begleitmaßnahmen im Rahmen des Ausbildungspflichtge­setzes zu etablieren:

Verbesserte Information und Beratung durch eine verpflichtende Berufs- und Bildungs­wegorientierung bereits im Rahmen der Pflichtschule.

Jugendcoaching inklusive eines individuellen Case Managements für abbruchsgefähr­dete Jugendliche noch während der Pflichtschule.

Einführung einer ‚Mittleren Reife‘, um ein gemeinsames bildungspolitisches Ziel am En­de der Schulpflicht zu definieren.“

*****

Dann würden wir wirklich zu einem chancengerechten Bildungssystem in Österreich kom­men. (Beifall bei den NEOS.)

14.48

 


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