Die Wichtigkeit einer Ausbildung bis 18 ist nicht in der Ausbildungsdauer, sondern vielmehr im Ausbildungserfolg und einem positiven Abschluss gelegen.
Der Gesetzgeber ist gefordert, Maßnahmen zu setzen, um den Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben mit einer entsprechenden Ausbildung zu erleichtern. Ausbildende Unternehmen wie auch Auszubildende sollten beispielsweise für die Dauer der Lehrverpflichtung im Bereich der Lohnnebenkosten entlastet werden. Ebenso könnten steuerliche Erfolgsprämien für positiv abgeschlossene Berufsausbildungen angedacht werden. Aber eine rein zeitliche Verpflichtung, quasi ein Absitzen der Ausbildungsverpflichtung bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres geht am Ziel vorbei.
Der gegenständliche Antrag befasst sich weiters mit der Ausbildung asyl- und schutzberechtigter Jugendlicher, wonach diese Ausbildungsverpflichtung auch für diese Personengruppe Gültigkeit haben soll. Eine Grundausbildung einschließlich einer Sprachausbildung erfordert durchschnittlich sieben Jahre. Da Asyl allerdings definitiv kein Recht auf Dauer ist und bestenfalls nach drei Jahren die jeweiligen Asylgründe neu überprüft und bewertet werden, ist ein Ausbildungsabschluss nicht zu erwarten.
Wenngleich Bildung und Beschäftigung die Integration fördern, sind eine gemeinsame, gesamtheitliche Betrachtung und Gesetzgebung in dieser Form weder zielführend noch sinnvoll. – Danke.
16.11
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Korun. – Bitte.
16.11
Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschauer und Zuschauerinnen! Jeder junge Mensch, der heutzutage das Bildungssystem ohne einen Abschluss verlässt oder keine Berufsausbildung macht, wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten höchstwahrscheinlich nicht von seiner Erwerbsarbeit leben können. Solch ein junger Mensch wird in den nächsten Jahren ganz massiv auf staatliche Unterstützung angewiesen sein.
Allein aus dem Grund und um Menschen zu stärken, ihr Leben selbst und selbstbestimmt leben zu können, macht es Sinn, dass wir heute dieses Paket mit der Ausbildungspflicht beziehungsweise Ausbildungsgarantie beschließen.
Ich möchte Ihnen aber auch von einem ganz konkreten Jugendlichen erzählen, von einem 16-jährigen jungen Mann, den ich vor ein paar Wochen am Tag der Kinderrechte kennengelernt habe. Sein Name ist Mahmud. Er ist 16 Jahre alt. Er stammt aus Syrien. Er ist mit seinen Eltern gemeinsam aus Syrien geflüchtet. Auf der Flucht wurde er von ihnen getrennt und lebt jetzt in der Steiermark in einer kleinen Ortschaft.
Er hat mir erzählt, dass er sehr froh und dankbar ist, in Österreich Aufnahme und Unterstützung gefunden zu haben, dass er das sehr schätzt und dass er sich dafür bedankt. Gleichzeitig hat er erzählt, er würde so gerne, lieber heute als morgen, die Landessprache lernen. Aber in der kleinen Ortschaft, wo er lebt, gibt es keine Deutschkurse. Er müsste ungefähr eine Stunde lang mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum nächsten Deutschkurs fahren, den er sich nicht leisten kann. Und er kann sich auch die Transportmittel dorthin, jeden Tag eine Stunde mit dem Bus zum nächsten Deutschkurs zu fahren, nicht leisten.
Mit diesem Paket, das wir heute mit Zweidrittelmehrheit beschließen, werden wir gemeinsam dafür sorgen, dass dieser 16-jährige Syrer, dieser Mahmud, und viele andere junge Menschen in seiner Situation endlich Deutschkurse besuchen können, die Landessprache lernen dürfen, was sie sich sehnlichst wünschen.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite