Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll140. Sitzung / Seite 40

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Das heißt, wir sind eigentlich recht optimistisch, dass uns die Marktwirtschaft da hilft, weil Atomkraft unrentabel und schrecklich teuer ist. Von der Entsorgung reden wir noch gar nicht, denn die ist ja auch noch nicht gelöst.

In diesem Sinne kann eigentlich unter demokratischen, unter marktwirtschaftlichen Ver­hältnissen normalerweise kein AKW mehr gebaut werden. Aber es ist halt leider nicht überall so perfekt, wie wir es uns wünschen würden.

Wenn man jetzt schaut, was in Krško stattfindet, dann erkennt man, dass es natürlich sinnvoll ist, dass man da keine Laufzeitverlängerung macht, und gar nicht sinnvoll ist, im Bereich von Erdbebenlinien ein zweites AKW anzudenken. Wenn man nach Belgien schaut, dann sieht man, dass man dort bei den Reaktoren der beiden Kraftwerke – das ist fast schon absurd – derzeit das Kühlwasser vorheizen muss, weil aufgrund der 1 000 Mikrorisse in den Reaktorbehältern der Reaktorbehälter das kalte Kühlwasser nicht mehr so vertragen kann, also hat die Atomaufsichtsbehörde derzeit vorgeschrie­ben, das Kühlwasser vorzutemperieren, denn sonst könnte etwas passieren.

So ist also der aktuelle Stand der Diskussion.

Krško ist von Österreich nur etwa drei Stunden entfernt, sollte von dort eine atomare Wolke kommen – das ist erschreckend genug –; wir wissen auch, dass all die Schutz­maßnahmen überhaupt nichts helfen. Ich habe heute auch einen Geigerzähler mitge­bracht (diesen in die Höhe haltend) – ich hoffe, den werde ich so nie benötigen. In Tschernobyl hat man gesehen, was passiert. Hinsichtlich Tschernobyl habe ich vor Kur­zem gelesen, dass ein Techniker gesagt hat, er hat gar keinen Schutzanzug angezo­gen, denn der Schutzanzug hat maximal die Hälfte der Strahlung abgehalten. Wenn er aber wie ein Teddybär herumsteigt und sich ganz langsam bewegt, hätte er mehr Strahlung abbekommen, als wenn er in Tschernobyl ohne Schutzanzug herumsteigt, da er sich schneller bewegen kann. – Das muss man sich einmal vorstellen! Es ist ein Wahnsinn, was da teilweise stattfindet.

Ich glaube, dass es uns in der Debatte sehr viel helfen wird, wenn wir als österrei­chisches Parlament auf europäischer Ebene immer wieder die Terrorismusgefahr zum Thema machen. Auch zu den Minireaktoren, die geplant sind und in Zukunft noch viel stärker kommen sollen, müssen wir sagen, dass wir dann, wenn viele kleine dezentrale Minireaktoren kommen, tatsächlich ein Terrorproblem haben – das ist definitiv so.

Wir können dabei mit der Demokratie kommen und wir können mit der Marktwirtschaft kommen. In diesem Sinne haben wir eigentlich alle Argumente wirklich auf unserer Sei­te und können stolz sein, dass wir als Österreich eine so einhellige Linie bei der Atom­politik fahren. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

14.48


Präsident Karlheinz Kopf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Buchmayr. – Bitte.

 


14.48.38

Abgeordneter Harry Buchmayr (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Bei TOP 4 geht es, wie wir gehört haben, um An­träge bezüglich des AKW Krško, welche eine Laufzeitverlängerung beziehungsweise die Verhinderung einer Förderung des AKW mit öffentlichen Geldern und auch die For­derung nach zusätzlichen seismologischen und geologischen Untersuchungen im Zu­sammenhang mit Krško zum Inhalt haben.

Die Anträge fanden im Umweltausschuss deshalb keine Mehrheit, weil es bereits hier im Nationalrat beschlossene und umfassendere Positionen gegen Atomkraftwerke gibt. Es wurden daraufhin gemeinsame Entschließungsanträge formuliert, in denen die Bun-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite