Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll144. Sitzung / Seite 168

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politisch, wie schon gesagt worden ist, vom Nationalrat aufgegriffen worden. Vier der sechs Parlamentsparteien, alle außer FPÖ und Team Stronach, stehen hinter diesem wichtigen Vorhaben. Es geht dabei darum, eine lebendige, eine verantwortungsvolle und gleichzeitig auch eine kritische Gedenkkultur zu etablieren. Wir als jetzige, aber auch künftige Generationen werden bei einer solchen Gedenkkultur ohne überlebende per­sönliche Zeitzeugen der NS-Diktatur auskommen müssen, und trotzdem werden wir die Aufgabe haben, zu warnen, zu mahnen und auch zu erinnern.

Das Grabmal, das in Maly Trostinec entstehen soll, ist einerseits ein wirkliches Denk­mal an jene 40 000 bis 60 000 Menschen, die dort ermordet worden sind; wie gesagt, etwa 10 000 davon Österreicherinnen und Österreicher. Es geht darum, ihnen Namen und Identität zurückzugeben und sie damit in unserem kollektiven Gedächtnis zu ver­ankern. Gleichzeitig ist es ein Mahnmal, nie wieder ein solch faschistisches, autoritäres und alle Menschenrechte missachtendes Regime zuzulassen.

Ich möchte mich auch bei Frau Barton, stellvertretend für den Verein IM-MER, für die sehr wichtige Recherchearbeit, die da geleistet worden ist, bedanken. Allein die meis­ten Namen der Opfer herauszufinden war sehr, sehr schwierig. Es ist auch wichtig, zu erwähnen, finde ich, dass die meisten dieser 10 000 österreichischen Opfer ältere al­leinstehende Frauen gewesen sind. Die Arbeit, die der Verein IM-MER macht, ist auch verbunden mit einer aktuell sehr wichtigen Aufgabe, nämlich mit Menschenrechtsarbeit und mit der Förderung von Zivilcourage. Ich glaube, gerade Zivilcourage können wir in Zeiten wie diesen nie genug haben, daher ein wirklich herzliches Danke für die wich­tige Tätigkeit des Vereins und das Einbringen der Bürgerinitiative, die hier im Haus ge­fruchtet hat und auch weiter fruchten wird und hoffentlich bald realpolitisch umgesetzt werden wird. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

18.27


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Ofenauer. – Bitte.

 


18.27.54

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kollegin­nen und Kollegen im Hohen Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir ha­ben im letzten Petitionsausschuss wieder Petitionen und Bürgerinitiativen zu den viel­fältigsten Themen behandelt.

In der Petition Nummer 62 zum Beispiel geht es um die Grundlagen für die Verleihung und Aberkennung von Ehrendoktoraten an österreichischen Universitäten. Vorab ist da­zu zu sagen, dass die Universitäten im Rahmen ihrer gesetzlich festgelegten Autono­mie in ihren Statuten Regelungen über die Verleihung und auch die Aberkennung von Ehrendoktoraten haben müssen.

Hintergrund dieser Petition ist die Aberkennung des Ehrendoktorates von Konrad Lo­renz durch die Universität Salzburg. Mit dieser Petition greift die FPÖ den Fall eines all­seits anerkannten, eines weltweit anerkannten und mit dem Nobelpreis ausgezeichne­ten österreichischen Wissenschafters auf und macht eine selbständige Entscheidung einer Universität, die diese im Rahmen ihrer Autonomie getroffen hat, zum Inhalt einer Petition. Durch die Wortwahl in dieser Petition gibt sie aber auch einen tiefen Blick in die blaue Seele frei.

Man kann alle Entscheidungen diskutieren, die Frage ist aber immer, in welcher Art und Weise. In dieser Petition zeigt sich ein meiner Ansicht nach doch wenig wertschät­zender Umgang mit Andersdenkenden, mit anderen Meinungen. Durch Bezeichnungen wie „akademische Zwerge“, „einer unerfahrenen Studentensprecherin“, „einem Theolo­gen, der (…) nicht gerade durch große Erfolge geglänzt hat“, werden Entscheidungs­träger abgekanzelt und verunglimpft, und das ist sicherlich nicht die Art und Weise, in


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