Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll146. Sitzung / Seite 95

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Es ist auch nicht vertrauensstärkend, wenn Sie diese ganzen Gesetzeswerke oder Ver­tragswerke als Freihandelsabkommen bezeichnen, wenn Sie sagen, das seien nur Frei­handelsabkommen und Freihandel sei doch etwas Gutes, er erhöhe den Wohlstand et cetera, da könne man doch nicht dagegen sein.

Das sind mitnichten nur Freihandelsabkommen, sondern da sind – und wenn man im Detail schaut, wird einem das klar – auch Dinge drinnen, die mit einem Freihandelsab­kommen nichts zu tun haben. Diese Dinge sind schon angesprochen worden: poten­zielle Gefahr für europäische Sozialstandards, potenzielle Gefahr für europäische Um­weltstandards, Gefahren für die europäischen Lebensmittelstandards. Liberalisierung be­deutet, wie schon erwähnt, natürlich auch, dass die US-Finanzprodukte auf dem euro­päischen Markt wesentlich einfacher platzierbar sind.

Die Daseinsvorsorge – Wasser, Gesundheitswesen – ist schon erwähnt worden, und auch, dass hier Druck entstehen kann, zu privatisieren.

Und was das Märchen mit dem Wohlstandsgewinn durch diese Abkommen betrifft: Ich habe da insbesondere unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen im Auge, und wenn man sich die Zahlen und die Quantitäten anschaut, dann wird man feststel­len, dass 1 Prozent der österreichischen kleinen und mittelständischen Unternehmen der­zeit in die Vereinigten Staaten beziehungsweise in die Staaten auf dem nordamerikani­schen Kontinent exportieren. Die mögen unter Umständen einen Vorteil haben, aber der Preis ist uns zu hoch, wenn die übrigen 99 Prozent der kleinen und mittelständi­schen Unternehmen in Österreich einem großen Risiko, einer zusätzlichen starken Kon­kurrenz, die noch dazu unter Umständen unter anderen Standards und damit kosten­günstiger produzieren kann, ausgesetzt sind. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeord­neten Doppler und Schmid.)

Das Abwägen von Vor- und Nachteilen findet insbesondere bei der ÖVP überhaupt nicht statt, die vorbehaltlos für diese beiden Abkommen ist.

Nun zum letzten Punkt, der ganz besonders aufstößt, zu den Schiedsgerichten: Wir wa­ren von Anfang an ausdrücklich gegen diese Schiedsgerichte. Das brauchen wir nicht. Das verursacht enorme Kosten beziehungsweise nur derjenige, der in der Lage ist, enor­me Kosten zu tragen, kommt überhaupt in den Genuss beziehungsweise hat die Mög­lichkeit, vor diesen Schiedsgerichten sozusagen Streitfälle schlichten zu lassen. Es gibt ja bereits Fonds – da kann man Wertpapiere oder Fondsanteile kaufen –, die sozusa­gen auf entsprechend große Anwaltsfirmen, die da ein tolles Geschäft wittern, setzen. Das Ganze geht dann in Richtung Spekulation. Das lehnen wir ab. Wir haben ein aus­geprägtes und gut funktionierendes Rechtssystem. Die Rule of Law ist bei uns Gott sei Dank noch eine, die sehr, sehr stark eingehalten wird. Wir lehnen diese Schiedsgerich­te vorbehaltlos ab.

In Wirklichkeit ist das hier ein Etikettenschwindel, und das Etikett heißt Freihandelsab­kommen. Ich habe jetzt sechs, sieben Punkte angeführt, die mit einem Freihandel im ei­gentlichen Sinn des Wortes nichts zu tun haben, die aber auch da mit enthalten sind. Also ein Etikettenschwindel! Und da können Sie mir jetzt nicht erzählen, dass das eine un­bedingt gute Maßnahme ist, um das Vertrauen in der Bevölkerung zu erhöhen.

Aus diesem Grunde stellen wir Freiheitliche folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zu TTIP und CETA

Der Nationalrat wolle beschließen:

 


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