Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll150. Sitzung / Seite 169

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ist aber in Wirklichkeit nur die zweitbeste Lösung. Adam Smith hat einmal gesagt, das Erste, das Unternehmer machen, wenn einmal ein paar zusammenkommen, ist, dass sie Preise absprechen.

Durch die fehlenden Plattformen sind wir, wie gesagt, in eine Oligopolsituation gekom­men. Ich möchte jetzt aber nicht, dass die Unternehmer jedes Mal kommen und um eine entsprechende Gesetzesänderung bitten, sondern in Wirklichkeit müssen wir die Lehre aus diesem Schlamassel ziehen. Also, meine lieben Damen und Herren Unter­nehmer, denkt marktwirtschaftlich und macht rechtzeitig selbst eine entsprechende Plattform, denn das Incentive, zum Gesetzgeber zu laufen, erfolgt dann auf der anderen Seite bei anderen Gruppen ebenso, zum Beispiel bei Konsumenten und so weiter und so fort! Wir müssten eigentlich schauen, dass wir möglichst wenig die Privatautonomie einschränkende Gesetze erlassen, daher mein Appell: Unternehmer, denkt marktwirtschaftlicher! Wenn es geht, löst eure Probleme marktwirtschaftlich! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.42


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.

 


17.43.06

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bin jetzt ein bisschen motiviert, etwas zu diesem Thema zu sagen, weil anscheinend doch Missverständnisse darüber bestehen, worum es hier geht.

Um es für die Zuschauer einmal kurz zu erklären: Wenn jemand ein Hotel sucht, gibt er das bei Google – sehr unverdächtig – ein. Es poppt in einem neuen Fenster ein schönes Hotel im Waldviertel auf, das 100 € pro Nacht kostet. Er bucht – über Booking.com, alles sehr komfortabel – für 100 € pro Nacht. Es ist aber so, wie wir gehört haben, dass Booking.com 15 bis 20 Prozent Buchungsgebühr verlangt und somit der Hotelier nur 80 € bekommt. Wenn man also das gleiche Zimmer über die Homepage des Hotels um 100 € bucht – so ist es bis jetzt, denn der Preis darf nicht unterboten werden –, dann bekommt der Hotelier genau 100 €.

Das heißt, bei einer Buchung über Booking.com bekommt der Hotelier 80 €, bei einer Buchung über seine Homepage 100 €. Es ist klar, dass die Hoteliers dann sagen, dass das eigentlich unfair ist. Booking.com macht ja nicht viel mehr, als im Internet irgendwelche Bits und Bytes zu verschieben, und bekommt dann 20 Prozent. Das ist relativ viel für eigentlich keine Leistung. Sie gehen also zum Gesetzgeber und besorgen sich ein schönes Gesetz. – Das klingt ja alles ganz gut.

Wissen Sie auch – das wissen die wenigsten –, wer daran verdient? Haben Sie ge­wusst, dass einer der größten Kunden von Google Booking.com ist? Jedes Jahr wer­den 2,8 Milliarden an Google bezahlt, damit eben zum Beispiel dieses Hotel im Waldviertel bei der Suche nach einem schönen Hotel im Waldviertel von Google ganz vorne gereiht wird. Dafür zahlt Booking.com 2,8 Milliarden.

Ganz Schlaue könnten jetzt meinen: Wenn Booking.com dieses Hotel im Waldviertel anbietet, kostet eine Übernachtung 100 €; wenn das gleiche Hotel das Zimmer auf seiner Homepage anbietet, könnte es gleich € 80 verlangen, denn das ist das, was es tatsächlich bekommt. Wissen Sie, was dann passiert? – Dann werden natürlich alle über die Homepage buchen und niemand über Booking.com. Booking.com hat aber die Kosten von 2,8 Milliarden zu tragen. Wissen Sie, was dann passiert? – Dann wird Booking.com diesen Kunden einfach hinausschmeißen. Wir sind also wieder genau dort, wo wir vorher waren, nämlich: dass man dieses Hotel im Waldviertel außerhalb Österreichs einfach nicht findet. Genau das ist der Grund dafür, dass man diese Platt-


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