Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll152. Sitzung / Seite 160

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tivierung von Tourismus sehen, und man darf sich die Frage stellen, ob das vielleicht in einem anderen Budget, das standortpolitisch andere Akzente setzt, nicht besser aufge­hoben wäre.

Apropos Standortpolitik, da bin ich beim dritten Beispiel; da kommt es auch zu einer Vermengung der Mittel der Kulturförderung mit anderen Zwecken, wie zum Beispiel der Unterstützung einer Handelssparte. Vorgestern wurde erstmals der österreichische Buch­preis verliehen. Das Bundeskanzleramt, der Hauptverband des Österreichischen Buch­handels und die Arbeiterkammer Wien vergeben einen mit insgesamt 45 000 € dotier­ten Preis für literarische Werke österreichischer Autorinnen und Autoren. Es erschließt sich mir nicht ganz, warum eine Arbeitnehmervertretung, die sich aus Gebühren von Zwangsmitgliedern finanziert, und die Gewerbevertretung einer Handelssparte unter dem Deckmantel der Kulturförderung staatlich subventionierte Interessenvertretung be­treiben.

Ein Detail am Rande: Kulturvermittlung ist ja auch ein zentrales Anliegen der Kultur­politik. Wenn der Zugang zu Kunst und Kultur nicht an nachfolgende Generationen wei­tergegeben wird, dann geht diese ganze Fördermechanik gewissermaßen ins Leere. In der Kulturvermittlung spielen natürlich auch Bibliotheken eine wichtige Rolle. Da ist es für uns nicht ganz nachvollziehbar, dass für den ideologisch neutralen Büchereiver­band Österreichs die Förderungen zurückgegangen sind, auf der anderen Seite aber die Mittel für das Büchereiservice des ÖGB um 40 Prozent gestiegen sind und die Bi­bliothekseinrichtungen der Bischofskonferenz um 60 Prozent mehr gefördert werden. – Hold the door!

Zurück zum Buchhandel, bei dem ich als meinem dritten Beispiel eigentlich stehen ge­blieben bin – da schließt sich auch wieder der Kreis zur Medienförderung –: Der Buch­handel ist eine Sparte, die sich massiv im Umbruch befindet, aber anstatt da den ein­zelnen Unternehmen und Organisationen den unternehmerischen Spielraum zuzuge­stehen, zum Beispiel im Bereich Ladenöffnungszeiten, reagiert die Kulturpolitik mit der Verleihung des Buchpreises, mit Gesten, die in Wirklichkeit sehr wenig bewirken. (Bei­fall bei den NEOS.)

17.40


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.

 


17.40.31

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn hier manche meinen, es bedarf keiner Förderung von Frauen in der Filmbranche, nur einige Zahlen zur Anschauung: Es gibt an der Film­akademie 41 Prozent weibliche Studierende und 59 Prozent männliche. Es gibt eine Professorin, die anderen Professuren sind von Männern besetzt. Bei den ProduzentIn­nen gibt es laut Firmenbucheinträgen 2015 17 Prozent Frauen und 83 Prozent Männer. Bei den DrehbuchautorInnen gibt es laut Drehbuchverband 2015 32 Prozent Frauen und 68 Prozent Männer. Unter den RegisseurInnen sind 34 Prozent Frauen und 66 Pro­zent Männer.

Und wie werden die Gelder verteilt? – Die Gelder werden so verteilt, dass circa 23 Pro­zent der Gelder an weibliche Regisseurinnen, an weibliche Filmschaffende vergeben werden. Daher ist es unsere Aufgabe als PolitikerInnen – so verstehe ich auch unseren Job –, dass wir für Gerechtigkeit, für faire Aufteilung sorgen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Aslan.)

Bei der Behandlung dieses Antrags der Kollegin Aslan im Gleichbehandlungsausschuss haben wir überlegt: Wie gehen wir damit um?, weil wir ja die Gleichbehandlungsgeset­ze zu beschließen haben, und da sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir, bevor


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