Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll152. Sitzung / Seite 162

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nicht sprechen. Das Haus der Geschichte ist ein ganz wichtiges Projekt, zu dem wir – mit „wir“ meine ich die Österreichische Forschungsgemeinschaft, deren Präsident ich bin – im Juni eine Tagung in der Nationalbibliothek, die in der Hofburg angesiedelt ist, veranstaltet haben. Bei dieser Tagung hat große Einhelligkeit darüber geherrscht, dass das ein sinnvolles Projekt ist, und es wurden auch viele Vorschläge gemacht, wie es denn auszugestalten wäre.

Ich persönlich habe diesbezüglich zwei konkrete Wünsche, die ich hier äußern möchte. Der eine ist: Es möge ein Museum sein, das die Geschichte österreichweit gleichwertig betrachtet und nicht allzu Wien-zentriert ist. Gerade in dem Zeitraum, der betrachtet werden soll, haben viele Länder unserer Republik bedeutende und wichtige – teilweise auch schmerzhafte – Geschehnisse über sich ergehen lassen müssen. Tirol als Bei­spiel hier zu nennen möge mir als Tiroler erlaubt sein; aber man könnte auch Kärnten und das Burgenland und viele andere Regionen Österreichs erwähnen. – Mein erster Wunsch ist also, dass das Haus der Geschichte nicht zu zentralistisch gestaltet wird.

Der zweite Wunsch ist, nicht zu negativ zu sein. – Gestern hat Herr Dr. Strolz pole­misch gemeint, die Gewerbeordnung gehöre ins Museum. Das greife ich auf und sage: Ja, sie gehört auch ins Museum, denn dieses Museum möge nicht nur, so wichtig das ist und so berechtigt es ist, in den alten Wunden wühlen, die wir uns selbst und die uns andere zugefügt haben, sondern es möge auch die Erfolgsgeschichte darstellen, die Österreich zu dem gemacht hat, was es heute ist. Zu dieser Erfolgsgeschichte gehört natürlich insbesondere die Aufbauarbeit in der Zweiten Republik. Diese Aufbauarbeit war geprägt von der Zusammenarbeit und vom Konsens vieler Kräfte, der natürlich im­mer auch in Kompromissen endet, über die man dann schimpft, und der bisweilen auch im Stillstand mündet, weil man eben nicht weiterkommt. All das gehört zur Abstimmung und zum Ausgleich der verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte, die ein Land bestim­men, auch dazu. Das möge man, wenn immer wieder nach Entscheidungen und nach Schnelligkeit in der Entscheidung gerufen wird, auch heute bedenken.

So kann dieses Museum auch ein Museum sein, das uns mit einem Blick auf die Ver­gangenheit ein gewisses Verständnis für die Gegenwart und eine Gelassenheit für die Zukunft liefert. Das wäre mein Wunsch, und ich freue mich schon auf die ersten Schrit­te, die nächstes Jahr dazu gesetzt werden sollen. (Beifall bei der ÖVP.)

17.48


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Aslan. – Bitte.

 


17.48.47

Abgeordnete Mag. Aygül Berivan Aslan (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Lie­be Kolleginnen und Kollegen! Ich werde meine Rede zu unserem gemeinsamen Antrag betreffend Frauen in der Filmbranche halten. Ich kann mich eigentlich noch ganz gut erinnern, dass ich vor zwei Jahren auf einer Zugfahrt von Wien nach Innsbruck zufällig meine Freundin Tina Leisch, die Regisseurin ist, getroffen habe. Tina Leisch gehört wirklich zu den wenigen etablierten Frauen in der Filmbranche. Auf dieser Reise hat sie mir dann erzählt, wie schwierig es ist, als Frau in der Filmbranche überhaupt einen Platz zu haben, und zwar angefangen von den Fördergeldern bis hin zu den Projekt­ansuchen. Ich will jetzt keine Werbung für die ÖBB machen, aber man kommt bei solch einer Zugfahrt wirklich auf neue Ideen, und zwar hat mir Tina Leisch die Idee vermittelt, mich einmal wirklich in der Filmbranche schlauzumachen, zu schauen, ob es wirklich so ist.

Ich habe dann nach dieser vierstündigen Fahrt versucht, als eine nicht-fachkundige Per­son eine gründliche Recherche zu machen, ob das denn wirklich so ist, und bin drauf­gekommen, dass wirklich kaum eine Professorin an der Wiener Filmakademie ist, und habe dann bemerkt, dass die wichtigsten Entscheidungsgremien betreffend Fördergel-


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