Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll154. Sitzung / Seite 424

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20.04.08

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch einen Gebärden­sprachdolmetscher): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zum Thema Bildung: Sie haben selbst gesagt, Frau Ministerin, Sprachförderung sei Ihnen sehr wichtig, es sei eine Herzens­an­gelegenheit von Ihnen.

Ich möchte hier gleich auf unser Schulsystem zu sprechen kommen: Wir haben Son­derschulen und sogenannte Integrations- und Inklusionsschulen, je nachdem, wie man es bezeichnet.

Vielleicht wissen Sie, dass es in Österreich so ist – ich möchte auch Ihren Wissens­stand noch einmal aktualisieren –, dass erstens die österreichische Gebärdensprache 2005 in der österreichischen Verfassung verankert wurde. Zweitens ist die österreichi­sche Gebärdensprache ein UNESCO-Weltkulturerbe; und drittens wurde heute im Europäischen Parlament eine Resolution verabschiedet, mit welcher die Gebärden­sprachen europaweit anerkannt worden sind. Das haben viele KollegInnen im EU-Parlament unterstützt.

Der momentane Stand ist der gleiche wie bisher: Für gehörlose LehrerInnen an Bundesschulen und auch für LehrerInnen, die gehörlose Kinder unterrichten, gibt es keine Qualitätssicherung. Die Sache ist ganz einfach zu erklären: Wenn Sie ein Kind in den Englischunterricht schicken, dann muss der Lehrer/die Lehrerin Englisch können. Bei der ÖGS, der österreichischen Gebärdensprache, ist das nicht der Fall, da gibt es keine Qualitätssicherung.

Nun möchte ich zu einem aktuellen Thema etwas sagen.

Erstens: Es gibt einige Lehrer und Lehrerinnen, die sagen: Ich unterrichte ein gehör­loses Kind, ich kann zwar keine Gebärdensprache, aber ich zahle mir selber einen Kurs und lerne die Gebärdensprache, damit ich dieses Kind unterrichten kann! Dafür gibt es leider kein Budget. Diese Lehrer müssen das privat bezahlen.

Zweitens: Die Arbeitszeit dieser Lehrer wird nicht anerkannt. Da frage ich Sie, Frau Ministerin: Ist das die Sprachförderung, die Sie so hochloben? Ist das die Sprachförde­rung, von der Sie immer reden? Und auch die ÖVP bremst, bremst, bremst. Sie wissen ganz genau, dass das wichtig ist, wir haben schon so viele Gespräche miteinander geführt, aber Sie sagen immer, Sie brauchen Studien. Seit wie vielen Jahren brauchen Sie Studien, um sagen zu können, dass diese Kinder in ihrer Muttersprache gelehrt werden müssen? – Sie bremsen! (Beifall bei den Grünen.)

Ein weiterer Punkt, ganz aktuell: Nächste Woche haben wir ein Gespräch in Ihrem Ressort. Wir haben uns schon im Juni bei Ihnen gemeldet und haben gesagt, dass wir dringend einen Termin brauchen; und zwar geht es darum: Für gehörlose LehrerInnen, die im Bund arbeiten, haben Sie die Verantwortung, das heißt, Sie haben die Verpflich­tung, das zu überwachen. Und da ist die Frage: Was ist mit diesen LehrerInnen? – Gleichbehandelt werden sie nicht, sie können nicht an Lehrerkonferenzen, Sitzungen, Supervisionen, Teamsprechtagen teilnehmen, denn es werden keine Dolmetscher zur Verfügung gestellt, sondern es heißt: Das geht nicht, liebe LehrerInnen, wir haben dafür kein Geld, wir haben dafür kein Budget!

Diese Lehrerinnen möchten sich weiterbilden, sie bekommen aber dafür das Geld nicht zur Verfügung gestellt. Wo bleibt die Lösung? Nächste Woche haben wir einen Termin im Ministerium. Bisher gab es keine Lösungen. Wo ist da die Diplomatie? Das ist eine


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