der einen Seite und mit China und Japan auf der anderen Seite. Das heißt, wir werden von den Franzosen, von den Engländern und von den Südländern sowieso bei diesem weiteren Ausbau der industriellen Phase keine wesentliche Unterstützung haben.
Wenn man sich jetzt im Detail ansieht, wo die Stärken von Österreich sind, so ist das unsere derzeitige industrielle Basis. Wo unsere Schwäche ist, kann man auch ganz trocken analysieren: Das ist auf der einen Seite die Kostensituation, das heißt unser sozialer Wohlstand, auf den wir nicht verzichten wollen, es ist aber gleichzeitig auch das Patentwesen. Patente werden nicht auf dem Patentamt gemacht, sondern aufgrund dieses Mangels ausgehend von der Bildung über die Wissenschaft sind wir nicht mehr so innovativ wie in vergangenen Jahren.
Wir müssen einmal Industrie denken, 4.0 denken, nicht Industrie 4.0, sondern Denken 4.0! Auf der einen Seite gibt es die Angst der Arbeitnehmervertreter, die mit Regularien, Verboten und Geboten kommen, auf der anderen Seite kommt die Lobhudelei, dass wir eh so klass sind, und unsere Industrie eh alles machen kann. – Nein! Was ich von der Politik und vor allem von dieser Bundesregierung erwarte, ist gestalten und managen, und ein erster Schritt dazu wäre, sich etwas mehr Leute, die wirklich auch in der Industrie, in Forschung und Entwicklung gearbeitet haben, in beratende Funktionen zu nehmen und nicht irgendwelche Kommunikationswissenschafter. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)
Meine Damen und Herren! Dieses ab und zu durchaus interessante Geplänkel rund um die Industrie 4.0 mag möglicherweise kommunikationswissenschaftlich interessant sein, unsere Gesellschaft bringt es nicht weiter. Unsere Gesellschaft bringt es nur weiter, wenn wir uns wirklich auf diesen Prozess einstellen und diesen auch gestalten. (Beifall bei der FPÖ.)
9.43
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. – Bitte.
9.43
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Damen und Herren! Der digitale Wandel ist seit langer Zeit im Gange, wir sind letztendlich mittendrin. Der Unterschied zur Vergangenheit ist, dass Tempo und Dynamik zunehmen. Das stellt große Herausforderungen an viele Bereiche, und ja, natürlich, wir sind in einem tiefgreifenden Strukturwandel in der Wirtschaft. Es gibt neue Produkte, neue Dienstleistungen, andere Geschäftsmodelle und neue Vertriebswege. Das sind Anforderungen, für die es auch die entsprechenden Lösungen zu finden gilt. Es betrifft selbstverständlich alle Arbeits- und Lebenswelten; insbesondere die Arbeitswelt ist in einer besonderen Weise gefordert.
Die Diskussion läuft sehr kontrovers. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, genau in diesem Bereich die Sachlichkeit, die Fachlichkeit, die Daten und Fakten zu berücksichtigen. Die Diskussion läuft zwischen zwei Polen. Einerseits gibt es die Debatte um die menschenleeren Fabrikhallen, um Kassensysteme bei den Supermärkten, die ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auskommen, und um Pflegeroboter in den Heimen. Gleichzeitig werden andererseits letztendlich Arbeitsplätze geschaffen, es werden halt andere Arbeitsplätze geschaffen, und auch das bringt große Herausforderungen.
Diese Änderungen in der Arbeitswelt bedeuten auch Änderung in den Wertschöpfungsketten und damit auch eine grundlegende Debatte über Sozialsysteme und auch Steuersysteme; auch das gilt es zu betrachten. Das große Thema Big Data umfasst viele Bereiche, die damit in Verbindung zu bringen sind. Das ist das Thema Datenschutz, das ist das Thema Datensicherheit und selbstverständlich auch die Frage, wie mit diesem neuen Rohstoff umgegangen wird.
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