Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 44

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hört, hier ist von Industrie 4.0 die Rede, von Internet of Things, dem Internet der Dinge. Wir können aber auch ganz andere Begriffe ins Treffen führen wie zum Beispiel: Dis­intermediation, Automation, Screenification, Decentralisation, Augmentation, Robotiza­tion, Intelligization. Es gibt sehr, sehr viel, über das wir uns auch noch unterhalten könn­ten.

Aber: Wo ist die Gesetzgebung in diesem Bereich? – Die Phänomene, die wir hier be­sprechen, sind schon längst wieder out of date. Das heißt, wir müssen hier einen Schritt nach vorne machen und Dinge auch antizipieren. Dazu höre ich nichts. Hier höre ich gu­te Ansätze, die sozusagen die Fehler, die bereits gemacht wurden, reparieren können, aber nicht in die Zukunft gerichtet sind. Wir müssen die Angst vor Veränderung aus unseren Köpfen bringen: ein bisschen weniger UNESCO, ein bisschen weniger Katzian in unseren Köpfen. (Beifall bei den NEOS.)

9.54


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Ing. Lu­gar. – Bitte.

 


9.54.50

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Maschinen verdrängen Arbeitsplätze, und zwar liegt das daran, dass Maschinen das, was sie können, besser können als Menschen. Das ist in allen Bereichen so, und das ist schon seit der industriellen Revolution so. Schauen wir uns die Maschinen­stürmer zwischen 1811 und 1833 in England an! Was war der Hintergrund? – Da wur­de der mechanische Webstuhl eingeführt, und es wurden von einem Tag auf den an­deren Hunderttausende Weber und Bedienstete in der Textilindustrie arbeitslos. Es wur­de ein Jahr später sogar die Todesstrafe für all jene eingeführt, die Webstühle zerstö­ren, weil sie Angst um ihre Arbeitsplätze hatten.

Die Entwicklung von damals sehen wir heute auch noch. Die Gewerkschaft nährt die­ses Bild ja immer wieder, indem sie sagt: Ja, die Maschinen sind so böse und die Ma­schinen verdrängen Arbeitsplätze! – Ja, das stimmt, aber auf der anderen Seite entste­hen neue Arbeitsplätze. Wenn man das Ganze volkswirtschaftlich betrachtet und die damalige Situation in England betrachtet, wo durch diese Maschinen Hunderttausende arbeitslos wurden, dann sieht man, dass es zwei Effekte gab: Erstens haben diese Menschen innerhalb von kürzester Zeit wieder eine andere Arbeit gefunden, und zwei­tens sind die Textilien plötzlich viel billiger geworden, was im Allgemeinen den Wohl­stand gehoben hat. Genau diese Effekte sehen wir. Das heißt, immer dort, wo Ma­schinen zum Einsatz kommen, wird es für die Volkswirtschaft zum Gewinn; deshalb macht man es auch, nur muss man es richtig machen.

Vielleicht noch ein Beispiel aus der jüngeren Zeit: Sie bauen ja ganz leidenschaftlich Autobahnen. Ihnen wird aufgefallen sein, dass man heute, wenn man Autobahnen baut, nur ein Hundertstel der Menschen braucht, die früher dafür notwendig waren. Wenn heu­te einer dort steht, sind früher dort hundert mit der Schaufel in der Hand gestanden. Heute gibt es Bagger, große Maschinen und so weiter. Was machen Sie jetzt als alter Sozialist? Schicken Sie die Maschinen nach Hause, oder sprengen Sie die Maschinen und holen die Arbeitslosen, um mit der Schaufel die Autobahnen zu bauen? – Nein, das machen Sie auch nicht. Und wissen Sie, warum Sie es nicht machen? – Weil das volkswirtschaftlich keinen Sinn ergibt! Man soll die Maschinen das machen lassen, was sie können, und die Menschen machen eben andere Dinge.

Jetzt kommen wir zur Digitalisierung, die Sie immer wieder ansprechen: Der einzige Unterschied zwischen damals – Maschinenstürmer, Industrialisierung – und heute ist der, dass die Entwicklung immer, immer schneller geht. Das heißt, die Maschinen über­nehmen immer schneller Arbeitsplätze der Menschen. Jetzt geht es darum, nicht Angst zu haben und Angst zu schüren (Zwischenruf der Abg. Hakel), wie Sie das machen:


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