Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 174

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Einerseits wird also die Kluft zwischen den Bildungsschwachen, zwischen den Risikoschü­lern, und jenen, die Spitzenergebnisse erreichen, immer größer. Allein innerhalb der letz­ten zehn Jahre ist der Anteil der Spitzenschüler von 20 Prozent auf 16 Prozent zurück­gegangen. OECD-weit liegt der Durchschnitt bei 15 Prozent. Was bedeuten diese Zah­len, geschätzte Damen und Herren? – Im Jahr 2006 hatten wir in etwa 18 000 Schüler, die Spitzenschüler waren und ausgezeichnete Leistungen in der Schule erbracht haben. Zehn Jahre später ist diese Zahl auf etwa 12 500 Schüler gesunken. Ich weiß schon, es gibt heute insgesamt etwas weniger Schüler, aber von 18 000 auf nur noch 12 500 Schü­ler, die Spitzenergebnisse erzielen – das ist wirklich schockierend.

Es gibt Länder, die da wesentlich besser abschneiden, allein in Slowenien gibt es zum Beispiel 18 Prozent Spitzenschüler, in Österreich 15 Prozent – da haben wir verloren. In Deutschland sind es 19 Prozent und in der Schweiz 22 Prozent Spitzenschüler. Noch einmal: Bei uns sind es nur noch 15 Prozent! Das ist wirklich eine Tragödie, vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass wir so viel Geld ins Bildungssystem hineinstecken. Deutschland nimmt für die nächsten 10 Jahre 125 Millionen € in die Hand, um eben auch die Spitzenschüler zu unterstützen. Das ist notwendig. Wir können uns nicht nur auf die Risikoschüler konzentrieren, sondern müssen auch Geld für die Spitzenschüler in die Hand nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir auf den Beginn unserer heutigen Debatte zurückblenden, die Debatte über den Wirtschaftsstandort Österreich, über Technologisierung, Industrie 4.0, über die nächs­te Revolution: Geschätzte Freunde, wie wollen wir denn diese Revolution schaffen, wenn der Anteil unserer Spitzenschüler nur noch bei 15 Prozent liegt?

Geschätzte Frau Ministerin, ich habe noch eine weitere Frage, aber davor möchte ich den Standpunkt der Freiheitlichen Partei zur Ganztagsschule noch einmal erläutern: Ja­wohl, wir unterstützen die Idee einer freiwilligen Ganztagsschule – nicht einer Zwangs­tagsschule, sondern freiwillig! Es soll möglich sein, dass Schüler ein Nachmittagsange­bot zum Lernen, für einen sozialen Kontakt auf qualitativ hohem Niveau et cetera nutzen können – auf freiwilliger Basis, keinesfalls zwangsweise! Keinesfalls darf es so sein, dass am Nachmittag unterrichtet wird, das heißt, dass aus diesem freiwilligen Zugang zur Ganztagsschule ein Zwang wird. In dem Moment, wo am Nachmittag unterrichtet wird, ist das eine verpflichtende Ganztagsschule, und das lehnen wir ab. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Es muss doch möglich sein, dass man Kindern bei diesem Stress, den sie haben, am Vormittag während des Unterrichtes alles so beibringt, dass sie nach Abschluss der Schule sinnerfassend lesen, schreiben und rechnen können!

Und jetzt zum Schluss noch mein Wunsch an das Christkind: Das ist ein Programm, das finanziell für die nächsten zehn Jahre aufgestellt wurde, aber, sehr geehrte Frau Mi­nister, wir müssen schnell etwas ändern, schnell Änderungen herbeiführen! Eine Ände­rung, auf die ich nicht müde werde hinzuweisen, ist folgende: Bitte schauen Sie doch darauf, dass die Kinder endlich einmal in der Lage sind, in der Schule mehr zu üben! Entrümpeln Sie bitte die Lehrpläne, schaffen Sie mehr Zeit zum Üben in der Schule, damit die Kinder und die Eltern nicht überfordert sind und permanent Stress haben! – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

17.01


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Dr. Strolz zu Wort. – Bitte.

 


17.01.33

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Frau Ministerin! Lie­be Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Liebe Bildungsinteres­sierte! Wir verhandeln heute das Bildungsinvestitionsgesetz. – Das ist ein schöner Ti-


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