Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 184

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nen. Bildungspolitik ist immer ganz wesentlich Parteipolitik, weil sie immer ideologisch fundiert sein muss und gar nicht anders sein kann. Das ist seit 2 500 Jahren so. (Zwi­schenrufe der Abgeordneten Strolz und Hagen.) Bildung ist immer ideologisch grun­diert. (Abg. Strolz: Aber Karlheinz, bitte! Jetzt nicht naiv stellen!)

Wenn man die Auseinandersetzung zwischen den Sophisten und Platon über die Bil­dung und die nachfolgende Bildungsgeschichte kennt, dann weiß man, dass das … (Zwi­schenrufe bei den NEOS. – Abg. Strolz: Aber Platon war nicht Gewerkschaftsmitglied und Parteimitglied! Also bitte!) – Nein, nein! Parteipolitik in Form ideologischer Politik spielt in der Bildung immer eine Rolle. Wir sehen das auch in der jetzigen Debatte.

Natürlich kann man dem Bekenntnis zur Ganztagsschule auch ideologische Motive un­terstellen, weil sie natürlich in die Richtung von mehr öffentlichem oder auch staatli­chem Einfluss auf Erziehung und damit sozusagen in eine Richtung geht, die wir in krasser Form ja schon im 20. Jahrhundert erlebt haben, als Bildung und Erziehung ex­trem verstaatlicht waren. Insofern kann man das der Ganztagsschule unterstellen. Das tue ich nicht. Ich warne nur davor, allzu große Erwartungen in sie zu setzen, und wie­derhole, dass es nicht nur Prof. Hopmann war, sondern dass es eine Fülle von Er­kenntnissen gibt, die besagen, dass die Ganztagsschule nur unter bestimmten Umstän­den gewisse Erfolge zeitigt – das tut sie, und die Hoffnung, die darin gesetzt wird, dass sie das vor allem bei Kindern aus bildungsfernen Schichten tut, ist nicht unberechtigt. Sie muss dann aber eine entsprechende Qualität haben und sorgsam aufgestellt sein, was du, Frau Ministra, auch ganz richtig gesagt hast. Dann kann sie Kompensations­leistungen erbringen; sonst tut sie es nicht.

Es gibt, wie gesagt, großflächige Studien, etwa in Deutschland, die überhaupt keine Ef­fekte nachweisen, die sogar sagen, dass in der Ganztagsschule, wenn sie verschränkt ist, weniger Unterricht stattfinden kann als in der Halbtagsschule, weil eben die Unter­richtszeit dann zugunsten anderer Tätigkeiten schwindet. Also da muss man sehr acht­sam sein und dieses viele Geld, das wir einsetzen, richtig einsetzen. Dann wird es schon einige Erfolge zeitigen.

Am Schluss möchte ich noch festhalten: Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns unbe­dingt an den Spitzenländern bei PISA orientieren sollen. Wenn man liest, was manche Kinder in diesen Spitzenländern erleiden müssen – ich habe gerade einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ gelesen, was zum Beispiel in Südkorea oder in Japan stattfin­det, wo es inzwischen schon Aufnahmeprüfungen in die besseren Nachhilfeschulen gibt –, wenn man das alles weiß, dann sieht man auch, dass den Kindern die Kindheit genom­men wird, und es werden ihnen auch die Muße und die Freiräume genommen, die sie un­bedingt brauchen, um ihre Persönlichkeit entwickeln zu können.

„Scholé“, der Urbegriff von Schule, bedeutet im Griechischen schließlich Muße, und zwar schöpferische Muße, und genau das brauchen die Kinder auch – und nicht eine ganz­tägige beinharte Beschulung. (Beifall bei der ÖVP.)

17.29


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.

 


17.30.10

Abgeordneter Gerhard Schmid (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Der Bericht des Unterrichtsausschus­ses befasst sich mit dem Ausbau der Ganztagsschule. Demnach werden ganztägige Schulformen ab dem ersten Schuljahr angestrebt. Seitens des Bundes sollen dafür 750 Millionen € bereitgestellt werden, wobei diese Schulform trotzdem nicht für alle leistbar sein wird. Unbestritten ist: Bildung ist die Grundlage des weiteren Lebensweges.

 


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