nen. Bildungspolitik ist immer ganz wesentlich Parteipolitik, weil sie immer ideologisch fundiert sein muss und gar nicht anders sein kann. Das ist seit 2 500 Jahren so. (Zwischenrufe der Abgeordneten Strolz und Hagen.) Bildung ist immer ideologisch grundiert. (Abg. Strolz: Aber Karlheinz, bitte! Jetzt nicht naiv stellen!)
Wenn man die Auseinandersetzung zwischen den Sophisten und Platon über die Bildung und die nachfolgende Bildungsgeschichte kennt, dann weiß man, dass das … (Zwischenrufe bei den NEOS. – Abg. Strolz: Aber Platon war nicht Gewerkschaftsmitglied und Parteimitglied! Also bitte!) – Nein, nein! Parteipolitik in Form ideologischer Politik spielt in der Bildung immer eine Rolle. Wir sehen das auch in der jetzigen Debatte.
Natürlich kann man dem Bekenntnis zur Ganztagsschule auch ideologische Motive unterstellen, weil sie natürlich in die Richtung von mehr öffentlichem oder auch staatlichem Einfluss auf Erziehung und damit sozusagen in eine Richtung geht, die wir in krasser Form ja schon im 20. Jahrhundert erlebt haben, als Bildung und Erziehung extrem verstaatlicht waren. Insofern kann man das der Ganztagsschule unterstellen. Das tue ich nicht. Ich warne nur davor, allzu große Erwartungen in sie zu setzen, und wiederhole, dass es nicht nur Prof. Hopmann war, sondern dass es eine Fülle von Erkenntnissen gibt, die besagen, dass die Ganztagsschule nur unter bestimmten Umständen gewisse Erfolge zeitigt – das tut sie, und die Hoffnung, die darin gesetzt wird, dass sie das vor allem bei Kindern aus bildungsfernen Schichten tut, ist nicht unberechtigt. Sie muss dann aber eine entsprechende Qualität haben und sorgsam aufgestellt sein, was du, Frau Ministra, auch ganz richtig gesagt hast. Dann kann sie Kompensationsleistungen erbringen; sonst tut sie es nicht.
Es gibt, wie gesagt, großflächige Studien, etwa in Deutschland, die überhaupt keine Effekte nachweisen, die sogar sagen, dass in der Ganztagsschule, wenn sie verschränkt ist, weniger Unterricht stattfinden kann als in der Halbtagsschule, weil eben die Unterrichtszeit dann zugunsten anderer Tätigkeiten schwindet. Also da muss man sehr achtsam sein und dieses viele Geld, das wir einsetzen, richtig einsetzen. Dann wird es schon einige Erfolge zeitigen.
Am Schluss möchte ich noch festhalten: Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns unbedingt an den Spitzenländern bei PISA orientieren sollen. Wenn man liest, was manche Kinder in diesen Spitzenländern erleiden müssen – ich habe gerade einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ gelesen, was zum Beispiel in Südkorea oder in Japan stattfindet, wo es inzwischen schon Aufnahmeprüfungen in die besseren Nachhilfeschulen gibt –, wenn man das alles weiß, dann sieht man auch, dass den Kindern die Kindheit genommen wird, und es werden ihnen auch die Muße und die Freiräume genommen, die sie unbedingt brauchen, um ihre Persönlichkeit entwickeln zu können.
„Scholé“, der Urbegriff von Schule, bedeutet im Griechischen schließlich Muße, und zwar schöpferische Muße, und genau das brauchen die Kinder auch – und nicht eine ganztägige beinharte Beschulung. (Beifall bei der ÖVP.)
17.29
Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.
17.30
Abgeordneter Gerhard Schmid (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Der Bericht des Unterrichtsausschusses befasst sich mit dem Ausbau der Ganztagsschule. Demnach werden ganztägige Schulformen ab dem ersten Schuljahr angestrebt. Seitens des Bundes sollen dafür 750 Millionen € bereitgestellt werden, wobei diese Schulform trotzdem nicht für alle leistbar sein wird. Unbestritten ist: Bildung ist die Grundlage des weiteren Lebensweges.
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