Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll157. Sitzung / Seite 185

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Die Ganztagsschule ab dem ersten Schuljahr jedoch bedeutet auch den Entzug fami­liärer Wärme und familiären Einflusses. Erziehung ist primär den Eltern zu überlassen und nicht politisch zu steuern.

Anzusprechen ist ebenfalls die Finanzierbarkeit der Verpflegung und der Betreuung durch Alleinerziehende oder durch Familien mit geringem Familieneinkommen, welche nicht oder gerade nicht in ein Förderschema fallen.

Der hohe und immer weiter wachsende Anteil von Schülern nicht deutscher Mutter­sprache führt zu einem allgemeinen Leistungseinbruch. PISA spricht eine deutliche Spra­che.

Die Ganztagsschule ab dem ersten Schuljahr erweckt den Anschein, als sollten unsere Kinder zu Integrations- und Bildungshelfern verpflichtet werden – auf Kosten der Fami­lien und der eigenen Bildung.

Diese Reform ist keine Reform zur allgemeinen Verbesserung der Situation. Wollen wir unseren Kindern eine familiär fundierte Bildung, Erziehung und Zukunft sichern oder sie durch falsche politische Vorgaben fernsteuern lassen? – Das gebe ich zu bedenken. – Danke. (Beifall des Abg. Hagen.)

17.32


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Jarmer zu Wort. – Bitte.

 


17.32.12

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch einen Gebärden­sprachdolmetscher): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Grundsätzlich begrüßen wir die Idee der Ganztags­schule. Jedes Kind hat ein Recht und soll auch ein Recht auf die Ganztagsschule ha­ben. Fakt ist jedoch: Haben es alle Kinder? Haben alle Kinder wirklich das Recht auf eine Ganztagsschule? Bekommen sie dieses auch wirklich zur Gänze?

Es gibt nämlich Unterschiede. Es gibt Kinder, die chronisch krank sind. Es gibt Kinder mit Förderbedarf im Schwerpunkt Lernen. Es gibt Kinder, die mehr Zeit beim Schrei­ben, beim Lesen brauchen. Es gibt Kinder mit Behinderungen, Kinder mit einer leichten Behinderung, Kinder mit einer schweren Behinderung. Es gibt sehr, sehr viele unter­schiedliche Kinder. Und es gibt auch zwei verschiedene Systeme. Ich meine, wir kön­nen nicht von Inklusion sprechen, sondern es ist eher eine Integration, und wir haben dann noch die Sonderschulen.

Das, was im Budget gezeigt wird, ist, dass einfach in beides investiert wird. Und das, was für diese Kinder jetzt durch die Ganztagsschule hineinfließen soll, ist nicht trans­parent genug. Es wird zwar immer gesagt: Die Wahlfreiheit ist gegeben. Aber ist sie wirklich gegeben? Ist die Wahlfreiheit für die Eltern dieser Kinder gegeben? – Oftmals ist es so, dass die Eltern das gar nicht entscheiden können beziehungsweise über­haupt keine Schule auswählen können, weil es nicht die Möglichkeiten gibt. Sie müs­sen eine Schule suchen. Sie müssen schauen, dass ihr Kind überhaupt irgendwo auf­genommen wird, und diese Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Wahlfreiheit? – Nicht wirk­lich!

Die Eltern müssen dort hingehen, wo Integration besteht, dort, wo man sie auch finden kann. Wie schaut das nun im Rahmen der Ganztagsschule für diese Kinder aus? Wer­den und können sie am Nachmittag betreut werden? Gibt es Lehrpersonal? Wie ist es mit den Ausrüstungen für diese Kinder, die sie brauchen? Wie ist es mit den Lehrern? Sind sie ausreichend ausgebildet, um sich auch am Nachmittag, in der Freizeit et cete­ra um diese Kinder zu kümmern? – All diese Sachen sind noch offen.

 


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