Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll162. Sitzung / Seite 75

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Wenn ich mir Ihre Kritik anhöre, dann stelle ich außerdem fest: Sie sind fixiert auf das Nachmittagsprogramm in ORF eins an diesem einen Montag. Sie können sich genauso „Ins Land einischaun“ oder „Wenn die Musi spielt“ anschauen. Also es gibt eine breite Palette, auch für meinen geschätzten Vorredner, wenn er bestimmte Serien nicht mag. (Zwischenrufe der Abgeordneten Deimek und Höbart.)

Das Ganze geht aber auch insofern am Kern vorbei, als dreieinhalbtausend Ange­stellte, Journalisten, Techniker, einen tollen Job im ORF machen, und wir könnten doch als Österreicherinnen und Österreicher ein bisschen stolz darauf sein, dass wir einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben (Abg. Höbart: Das ist ein Widerspruch in sich!), der in ganz Europa herzeigbar ist und der eine wirklich gute (Abg. Höbart: Das erleben wir tagtäglich!) Leistung erbringt. (Beifall bei der SPÖ.)

Und wissen Sie, ich sage Ihnen noch etwas: Es gibt 100 Millionen Deutschsprechen­de – wenn wir den Großraum nehmen –, und davon 8,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher. (Abg. Höbart: Fast 9 Millionen!) Ich finde, es sollte in unser aller In­teresse sein, schon aus patriotischen Motivationen, dass wir das österreichische Ele­ment in diesem großen Sprachraum auch wirklich mit Nachdruck unterstützen und das zum Ausdruck kommen kann. (Die Abgeordneten Deimek und Kassegger: Mit „How I Met Your Mother“?!) Und das ist möglich! Wenn Sie sich das anschauen: vom Neu­jahrskonzert bis zu den diversen Sportveranstaltungen, Unterhaltungen, Festspielüber­tragungen, Eigenproduktionen, Auszeichnungen wie die Goldene Palme, Oscarverlei­hungen, Mitwirkung an Filmen – weltweit ist das herzeigbar. (Abg. Deimek: … Super­bowl!)

Wissen Sie, Sie müssen auch eines sehen: Wenn die Tagesreichweite beim Fernse­hen 3,5 Millionen Zuseherinnen und Zuseher in Österreich beträgt, wenn die Radio­reichweite täglich an die 5 Millionen Hörerinnen und Hörer beträgt, dann liegen Sie mit dem, was Sie hier erzählen – was mich wundert, weil Sie immer sagen, Sie haben das Ohr an der Bevölkerung, am Pulsschlag; also da muss das Ohrli ein bisschen verstopft sein –, daneben. Und dann würde ich schon an Sie appellieren, dass Sie wieder zu­rückkehren, zu einem Schulterschluss mit denen, die hier für das Österreichische ein­treten, denn – und jetzt komme ich zu den Zerstörern des ORF – da hat es ein Konzept bei den NEOS gegeben, die vorgeschlagen haben, überhaupt die Infrastruktur zu zerstö­ren; Content sollen die dann noch produzieren, mit Steuergeldern finanzieren und dann an die Privaten verscherbeln. (Abg. Strolz: Stimmt ja nicht!)

Abgesehen davon, dass der Steuerzahler zu so einem Konzept (Abg. Strolz: Wir ha­ben weder …!), ob überhaupt Content produziert und an die Privaten verscherbelt wird (Abg. Strolz: Das ist ein Topfen!), gern gefragt werden möchte, kommt bei diesem Konzept aber noch dazu (Abg. Walter Rauch: Dass Sie kein Interesse haben, dass sich etwas verändert, verstehen wir!), dass gegen die Interessen von den – im Schnitt, Tagesreichweite – 5 Millionen Radiozuhörern und 3,5 Millionen Fernsehzuschauern auf­getreten wird. Noch etwas kommt hinzu: Das ist die Schwächung des Medienstandorts Österreich.

Jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Wir haben jetzt schon eine Schieflage auf dem Wer­bemarkt. Diese Schieflage ist nicht unbeträchtlich, denn – Sie werden das selbst in der Vorbereitung registriert haben – 55 Prozent des Fernsehmarkts wird von deutschen und internationalen Anbietern gehalten, und das ist nicht nichts. (Abg. Walter Rauch: Ist ja klar! Ganz klar!) Und in Wirklichkeit werden 570 Millionen € dem heimischen Markt oh­ne österreichische Programmleistung über die 16 Werbefenster entzogen. Wer den ORF jetzt mutwillig zerstört, schiebt das ganze Geld in Richtung der ohnehin schon dicken und fetten deutschen Medienunternehmungen. (Abg. Deimek: Ist ja nicht wahr! Schau­en Sie es sich im Netz an! – Zwischenruf des Abg. Walter Rauch.)

 


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