Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll165. Sitzung / Seite 142

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15.31.09

Abgeordnete Claudia Durchschlag (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Siebente Jugendbericht aus dem Jahr 2015 liefert aus meiner Sicht sehr genaue und detaillierte Grundlagen dafür, welche jugend­politische Maßnahmen man durchführen sollte. Er zeigt auch eine Entwicklung, und zwar sowohl positiv als auch negativ. Positiv ist beispielsweise zu vermerken, dass sich die Bildungssituation der jungen Menschen verbessert hat, das heißt, es gibt eine höhere Bildungsbeteiligung, und es gibt eine deutlich geringere Neigung zu Schulab­brüchen.

Allerdings gibt es auch einen deutlichen Unterschied zwischen Jugendlichen mit deutscher Umgangssprache und Jugendlichen ohne deutsche Umgangssprache. Das heißt, Jugendliche, die als Umgangssprache nicht Deutsch haben, sind wesentlich öfter unter den frühen Schul- und Ausbildungsabbrechern zu finden und stellen daher unter diesem Aspekt schon eine größere Risikogruppe dar, die einer ganz besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Zu hoffen ist, dass die Ausbildungspflicht bis 18 – Frau Bundesministerin, Sie haben schon darauf Bezug genommen – auf diesem Gebiet wirklich Wirkung zeigen wird.

Positiv zu bewerten ist auch die allgemeine Gesundheitssituation der Jugendlichen. – Na klar, Jugendliche sind in der Regel gesünder als das Gros der Erwachsenen. Aber es gibt auch da einige Problembereiche, die sich besonders langfristig auswirken, und zwar negativ auswirken können. Es gibt einen hohen Anteil an jugendlichen Rauchern. Es gibt viele Jugendliche mit Bewegungsmangel. Es gibt Fehlernährung und die damit assoziierten Erkrankungen, und es gibt Untergewicht und Übergewicht.

Das sind Defizitbereiche, von denen wir zwar hoffen würden, dass sie eigentlich in den Familien angesprochen werden, aber wo das nicht der Fall ist, dort sollte es meiner Meinung nach – und müsste es – über das Bildungssystem ausgeglichen werden; das heißt, wirklich jeden Tag Bewegung in der Schule, Schulkantinen, die einen beson­deren Schwerpunkt auf gesunde Vitalkost legen, den Tabakkonsum unter 18 wirklich verbieten, so wie das die Familienministerin ja schon vorgeschlagen hat, und vielleicht doch, wie es die WHO empfiehlt und wie es auch einige andere Länder, wie Schweden beispielsweise, machen, über eine höhere Besteuerung von stark zuckerhaltigen Getränken nachdenken.

Angesichts der Tatsache, dass all diese Erkrankungen, von denen ich vorhin ge­sprochen habe, durchaus auch sehr langfristige Auswirkungen sowohl auf die Lebens­qualität der Einzelnen als auch auf das Gesundheitssystem im Ganzen haben können, ist hier wirklich Handlungsbedarf gegeben.

Einen sehr spannenden Einblick liefert der schon öfter zitierte Better-Life-Index Jugend, der die Lebensqualität der jungen Menschen in wesentlichen Lebensbereichen gut ab­bildet. Wenn man sich da die Risikogruppen anschaut, ist aus meiner Sicht besonders auffällig, dass sich in der Gruppe mit der untersten Lebensqualität – das ist das Viertel, wo besonders viele sagen, sie haben eine eher schlechte Lebensqualität und auch schlechte Ausblicke – besonders viele junge Frauen und Mädchen finden. Jetzt kann man sagen, das ist sehr ungewöhnlich, weil es sehr viele junge Menschen oder besonders junge Frauen gibt, die gut gebildet sind. Aber zurückzuführen ist das auf ein zum Teil subjektiv schlechteres Sicherheitsgefühl und natürlich auch auf materielle Unterschiede.

In diesem untersten Viertel finden sich überproportional viele Menschen mit Migrations­hintergrund, das heißt, auf Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund sollte daher besonderes Augenmerk gelegt werden, da sie gleich mehreren Risikogruppen zuzu­rechnen sind.

 


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