Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll165. Sitzung / Seite 185

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Vor dieser Diskussion verschließt die Regierung die Augen. Da kann man durch Nichtstun nur verlieren. Die Verlierer werden am Ende aber nicht nur die Roten, nicht nur die SPÖ, sein, sondern Verlierer wird die gesamte Bevölkerung sein. (Beifall bei den NEOS.)

18.09


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Becher. – Bitte.

 


18.09.56

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rech­nungshofes! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Arbeitsmarkt ist in Bewe­gung. Wir haben laut Einkommensbericht Rekordbeschäftigung. Dieser Rekordbe­schäfti­gung von über 4,2 Millionen Menschen, die erfasst sind, steht aber auch eine Rekordarbeitslosigkeit gegenüber; Sie haben es ja erwähnt.

Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern ist weiterhin offen. Frauen verdienen bei mittleren Einkommen um 38 Prozent weniger als die Männer. Im öffent­lichen Bereich, dort, wo die Politik eingreifen kann, bei den weiblichen Beamten, war im Vorjahr der Unterschied wesentlich geringer. Frauen haben dort 95 Prozent des Einkommens der männlichen Kollegen verdient. Daher ist auch jeder Vorstoß, in diese Richtung etwas zu verbessern, und natürlich auch der Vorstoß unseres Bundes­kanzlers Kern im Bereich der Aufsichtsräte, zu begrüßen.

Ein Ungleichgewicht an Einkommen ist auch altersspezifisch, und die größte Dis­krepanz ist bei den 30- bis 39-Jährigen. Die Ursache ist natürlich der Anteil an Teilzeitbeschäftigten. Über 57 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe sind teilzeit­beschäftigt.

Ich danke den Erstellern des Berichts, denn alles ist sehr gut ausgewiesen und sehr detailreich. Eine Tabelle hat mich besonders beeindruckt, nämlich jene, die den Anteil der freiwillig und unfreiwillig teilzeitbeschäftigten Frauen ausweist. Dieser Tabelle ist zu entnehmen, dass der Grund für Teilzeitarbeit bei 33 Prozent Kinderbetreuung und Alten­pflege ist. Es ist nicht aufgelistet, wo der Schwerpunkt liegt, aber es ist ganz sicher unfreiwillig. Die eigene Krankheit wird nur von 3 Prozent als Grund für die Teilzeitbeschäftigung genannt. Es gibt sicher unterschiedliche Gründe für Teilzeit­beschäftigung, aber eines ist offensichtlich: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist bei Vollzeitbeschäftigung nicht ausreichend gegeben.

Es wird von vielen sehr oft aus den Augen verloren, dass Teilzeitbeschäftigung natürlich auch einen wesentlichen Beitrag zur Altersarmut darstellt. Teilzeitbe­schäfti­gung ist nicht immer freiwillig, denn sehr, sehr viele Betriebe und Firmen stellen gar nicht Vollzeit an, und vor allem die Frauen können mit dem Teilzeiteinkommen sehr oft nicht gut auskommen.

Das heißt: Meine Schlussfolgerung ist eine andere als jene, die Kollegin Lintl hier geäußert hat, denn die Kinderbetreuung in entsprechenden Einrichtungen ist natürlich eine wesentliche Voraussetzung für Berufstätigkeit. Die Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria vom vorigen Jahr zeigt sehr genau, wo der Schuh drückt. Es gibt eine gute Entwicklung, im Durchschnitt ist ein Viertel aller Kinder unter drei Jahren in Kindertagesheimen. Es gibt auch lokale Unterschiede. In Wien haben wir eine Quote von über 45 Prozent, aber in den Bundesländern gibt es sehr oft nur Vormittags­betreuung. Eine Ausweitung der Kinderbetreuungsangebote ist somit ein Gebot der Stunde. Das ist im Interesse der Kinder und der Familien und im Bereich der Einkommenschancen für Frauen natürlich eine ganz wesentliche Voraussetzung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

18.13

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite