Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 48

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

sollten wir alle dafür stehen, dass Frauen das Recht haben, selbst zu entscheiden, wie lange sie bei ihrem Kind bleiben wollen, wie lange sie auf ihr Kind schauen wollen. Wir sollten Rahmenbedingungen schaffen, dass dies auch möglich ist – die Selbstgestaltung, die Selbstentfaltung. Aber das, was Ihnen dazu einfällt, ist das verpflichtende zweite Kin­dergartenjahr. Das klingt gut, aber das ist wieder nur sehr, sehr oberflächlich.

Österreich mit seinen neun Bundesländern und neun Systemen hat keine Qualitäts­standards, die wirklich auf hohem Niveau sind. Wir sind neben Deutschland im euro­päischen Vergleich das einzige Land, in dem es von oben her keine Qualitätsvorschrif­ten gibt. Da wäre es doch höchst an der Zeit, einmal zu schauen, dass wir für Qualität in den Kindergärten sorgen, bevor wir sagen: zwei Jahre verpflichtender Kindergarten­besuch für die Kinder. Ich sage Ihnen: Ich möchte sowieso nichts Verpflichtendes, die Eltern müssen selbst entscheiden. (Beifall beim Team Stronach.)

Reden wir doch einmal über Strukturqualität, reden wir über Gruppengröße, Personal­schlüssel – der in Österreich, in den Bundesländern total unterschiedlich ist – oder über die Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit, über Rahmenbedingungen und interne und äußere Gegebenheiten. Wir haben Vorgaben, die wir nicht erfüllen, meine geschätzten Damen und Herren. Wir haben keine Zielsetzung, was die pädagogische Betreuung betrifft, wir haben keine Zielsetzung, was die Qualität der Betreuung betrifft.

Wie unterschiedlich die ist, werde ich Ihnen zeigen: In Finnland haben wir einen Be­treuungsschlüssel im Kindergarten, bei dem für sieben Kinder eine ausgebildete Kin­dergartenpädagogin da ist. In Österreich gibt es für 25 Kinder eine ausgebildete Kin­dergartenpädagogin. Allein da sieht man, dass wir, wenn wir Integration ernst nehmen wollen – in Bezug auf Sprachkompetenz, dass Kinder im Kindergarten die Sprache er­lernen –, den Kindergarten neu aufsetzen müssen. Wir müssen schauen, dass mehr Per­sonal hineinkommt, wir müssen eine Aufwertung der Kindergartenpädagoginnen vor­nehmen – das heißt auch mehr Gehalt –, und wir müssen schauen, dass die Gruppen­größe kleiner wird, damit wirklich individuelle Betreuung, individuelle Förderung der Kin­der möglich ist.

Alles andere, sage ich Ihnen, ist wirklich nur Wischiwaschi, das ist so eine Alibiaktion – ja, wir tun eh etwas. In Wirklichkeit kann in diesem System nur sehr, sehr wenig Quali­tät entstehen. Es gibt auch noch die Situation, dass die Assistentinnen – zum Beispiel in Wien, in Salzburg, in Tirol und Vorarlberg – überhaupt keine Ausbildung haben müs­sen. (Abg. Yılmaz: Das stimmt gar nicht! Frau Dietrich, bitte! – Abg. Schopf: Wo? – Abg. Walser: Das würde mich auch interessieren! Was reden Sie da? – Zwischenrufe bei der SPÖ.) In der Steiermark müssen sie sehr wohl eine Ausbildung haben. In eini­gen Bundesländern müssen sie de facto keine Ausbildung haben, das stimmt. (Abg. Walser: Wer hat Ihnen Ihre Rede geschrieben? – Abg. Glawischnig-Piesczek: Das stimmt nicht! – Abg. Schopf: Wo?) – In Wien, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. (Abg. Schopf: Was?) – Die Kindergartenassistentinnen.

Ich sage Ihnen: Wir fordern bundesweit einheitliche Qualitätsstandards, was die Kin­dergartenbetreuung betrifft, und der Bund müsste sehr rasch schauen, dass es wirklich gelingt, dass dieser Kindergarten der erste Baustein für Integration ist. Wenn wir es hier verabsäumen, Sprachkompetenz zu vermitteln, dann sind das die Arbeitslosen der Zu­kunft. Das ist ein Weg, den wir nicht gehen wollen. (Beifall beim Team Stronach.)

10.52


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Klubvorsitzende Dr. Glawischnig-Pies­czek. – Bitte.

 


10.52.41

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Wir sind ei-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite