Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll167. Sitzung / Seite 97

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ich finde, dass der Parlamentarismus im Sozialausschuss wirklich lebt. Wir haben ei­nen Antrag des Kollegen Loacker abgeändert und bringen ihn zur Umsetzung, weil wir im überarbeiteten Regierungsprogramm eigentlich wortident festgehalten haben, dass wir uns dazu committen. Daher: Bitte keine Ängste bei den Arbeitnehmerinnen und Ar­beitnehmern schüren! Es geht rein darum, mehr Chancen für über 50-Jährige, die ar­beitslos geworden sind, zu bieten.

Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, weil ich sehr ernst nehme, was Kollegin Dietrich im Sozialausschuss immer wieder einbringt: Sie setzt sich nämlich auch inhalt­lich mit vielen Themen im Bereich Arbeit und Soziales sehr fachkundig auseinander. Sie spricht von der Aufwertung der Lehrausbildung, was absolut zu begrüßen ist.

Ich verweise auch darauf, dass es im überarbeiteten Regierungsprogramm eine Eini­gung gibt, dass die Kosten für die Lehrabschlussprüfungen zur Gänze übernommen werden und dass wir auch durch verstärkte Auslandspraktika, die wir unseren Lehrlin­gen ermöglichen wollen, diesen Weg der Aufwertung der Lehre mitgehen. Der Lehrling von heute ist der Facharbeiter von morgen. Es ist natürlich wichtig, dass wir in unse­rem schönen Land viele Master haben, aber wir brauchen auch viele Meister. Wenn man sich heute die Wirtschaft ansieht, durch die Betriebe geht, dann hört man immer wieder: Wir brauchen zusätzliche Facharbeiter!

Daher: Ja, es ist richtig, alles zu tun, um die Lehre zu unterstützen und aufzuwerten. Ich möchte aber sagen: Es liegt an uns allen und auch an der Bevölkerung, wie wir ge­nerell über die Lehre sprechen. Wenn in manchen Köpfen immer noch herumgeistert, dass es etwas Schlechtes sei, wenn man einem Lehrberuf nachgeht, dann muss ich ganz heftig widersprechen, auch im Namen meiner Fraktion, der ÖVP. Der Lehrling von heute ist der Facharbeiter von morgen, den wir ganz dringend brauchen, daher ist es wichtig, auch hier die richtigen Akzente in Richtung Lehre zu setzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

13.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Ing. Dietrich. – Bit­te, Frau Abgeordnete.

 


13.56.53

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzter Herr Präsident! Ge­schätzter Herr Minister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Facharbeitermangel ist ein Phänomen, das nicht nur Österreich betrifft.

Die ManpowerGroup International hat 2016 eine Studie erstellt. Dabei wurden 42 000 Ar­beitgeber in 46 Ländern darüber befragt, welche Schwierigkeiten sie bei der Stellenbe­setzung haben. Das Ergebnis für Österreich – bei uns wurden 351 Unternehmer befragt –: Ganze 34 Prozent haben Probleme, die Stellen im Bereich Facharbeiter zu besetzen. Weltweit ist die Situation noch dramatischer, da sind es 40 Prozent. In Österreich ha­ben wir vor allem in den Berufen Elektriker, Tischler, Schweißer, Maurer, Installateur, in vielen Handwerksberufen Probleme, Facharbeiter für die Zukunft auszubilden, aber auch jetzt schon Facharbeiter zu bekommen.

Die Betriebe sind oft sehr kreativ. Sie schauen darauf, jenes Personal, das sie haben, weiterzuschulen, weiterzubilden, weil eben wenig nachkommt. Dieses Phänomen ist ei­genartig: Auf der einen Seite haben wir weltweit eine enorm hohe Jugendarbeitslosig­keit, speziell in Europa, und zwar vor allem in den Ländern im Süden – Griechenland und Spanien haben eine Jugendarbeitslosigkeit von über 40 Prozent –, und auf der ande­ren Seite zeichnet sich in Europa ein Facharbeitermangel ab. Da denkt man sich: Da stimmt doch etwas nicht!

Bezogen auf Österreich kann man sich dazu eine konkrete Frage stellen – wir haben gestern darüber diskutiert, dass die Arbeiter in den letzten knapp zwanzig Jahren, näm-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite