Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 46

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10.28.24

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Bun­desregierung! Sehr geehrte Frau Minister! Hohes Haus! In Österreich sterben jedes Jahr genau dreimal so viele Menschen an sogenannten Krankenhauskeimen wie im Stra­ßenverkehr. 1 500 Menschen sterben in Österreich an Krankenhauskeimen, die auch da­durch entstehen, dass im Spital zu wenig Hygiene herrscht. Allein 300 Menschen ster­ben nur deshalb – dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! –, weil das me­dizinische Personal es mit der Handhygiene nicht so genau nimmt.

Wenn Sie heute hier behaupten, dass wir ein perfektes Gesundheitssystem haben und dass es in anderen Ländern ja noch schlechter ist, dann hilft das jenen Hinterbliebe­nen, die tatsächlich betroffen sind, weil jemand einfach keine Lust hatte, sich die Hän­de ordentlich zu waschen, bevor er zum nächsten Patienten ging, nicht. Diese 300 To­de könnten Sie ohne Weiteres verhindern, wenn Sie endlich das tun würden, was wir schon seit Jahren fordern: ein Qualitätsmanagement im Spital einführen, und zwar kein freiwilliges, denn es geht nicht darum, dass man die Verantwortlichen ermuntert, frei­willig etwas zu tun.

Es geht darum, dass der Staat, Sie als Ministerin die Verpflichtung haben, Menschen, die im guten Glauben, im Vertrauen auf unser System ins Spital kommen, nicht zu ge­fährden. Diese 300 Toten könnten uns erspart bleiben – und von den 1 500, die an Kran­kenhauskeimen sterben, zumindest die Hälfte. Wenn Sie schon einmal im Spital waren und sich die Haustechnik genau angesehen haben, dann wissen Sie, was dort alles im Argen liegt. Es heißt immer, das sei ein Kostenfaktor. – Aber da wäre das Geld gut in­vestiert!

Frau Minister, Sie haben heute nicht viel Konkretes gesagt, das hätte ich mir aber er­wartet, denn Sie sind eine Expertin, Sie kommen ja genau von dort, und man könnte erwarten, dass Sie wissen, woran es hapert. Wenn Sie ein Quereinsteiger wären, der – keine Ahnung – vorher Automechaniker war und jetzt ins Gesundheitssystem kommt, dann könnte man ja denken, dass Sie eine Einarbeitungszeit brauchen; aber Sie müs­sen ja wissen, wo es Probleme gibt.

Deshalb: Sagen Sie uns einmal konkret, was Sie bezüglich der Krankenhauskeime oder der Handhygiene tun wollen! Sagen Sie uns konkret, was Sie tun wollen angesichts der Tatsache, dass 40 Prozent der Diagnosen, auf deren Basis dann Behandlungen erfol­gen, falsch sind! Wir wissen, dass es so ist, aber auch da wird nichts gemacht.

Das muss man sich einmal vorstellen: 40 Prozent der Diagnosen sind falsch, und dann werden auf Basis falscher Diagnosen teure Behandlungen durchgeführt – und anstatt das Geld in die Diagnose zu stecken, steckt man das Geld in die Behandlung. Wenn man weiß, dass ein Arzt 10 € oder sogar weniger als 10 € pro Patient bekommt, dann muss man sagen, es ist kein Wunder, dass die Diagnose leidet. Was wollen Sie denn in zwei, drei Minuten bei einem Patienten herausfinden? – Da haben wir dann die Pro­blematik: Doktor Rein-Raus; das heißt, man geht rein und drei Minuten später steht man wieder draußen, weil es gar nicht anders geht. Für weniger als 10 € kann man nicht eine Stunde lang auf den Patienten eingehen – so wie das im privaten Bereich der Fall ist, in dem man dann halt 100, 150 € dafür bezahlt. Das heißt, da wäre Geld zu inves­tieren, damit es eine ordentliche Diagnose gibt.

Zum Thema Prävention haben Sie nichts gesagt. Was ist mit der Prävention? Dort wä­re das Geld gut aufgehoben, was die Beratung betrifft, denn viele Dinge passieren ja aufgrund einer fehlenden Beratung seitens des Arztes – und dann, wenn eine Beratung notwendig wäre, kennt sich der Arzt oft selbst nicht aus. Gerade was den Ernährungs­bereich betrifft, gibt es so viel Unwissen bei den Ärzten (Zwischenruf bei der ÖVP); aber das ist auch kein Wunder, denn es wird, was die richtige Ernährung betrifft, einfach viel zu wenig an den Universitäten gelehrt. Auch da könnten Sie einiges verbessern.

 


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