Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 73

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Präsident Karlheinz Kopf: Nun erteile ich Herrn Abgeordnetem Dr. Pilz als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage das Wort. Diese Begründung darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


12.04.55

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Einige von Ihnen können sich noch an Parlamentssitzungen vor ziemlich genau zehn Jahren in diesem Haus erinnern. Wir haben damals nicht ge­wusst, dass es parallel zu den Sitzungen des – ersten – Eurofighter-Untersuchungsaus­schusses bereits eine schriftliche Vereinbarung zwischen dem Verteidigungsminister und Eurofighter gegeben hat, in der in einer Nebenpunktation als einer der letzten Punkte gestanden ist:

„Es wird davon ausgegangen, dass der EF-Untersuchungsausschuss seine Arbeit En­de Juni 2007 beendet.“ – Genau das ist passiert. Das werden wir uns noch genauer an­schauen.

Die Herrschaften haben sich damals allerdings verrechnet. Sie haben den Ausschuss abgedreht, aber sie haben ihn zu spät abgedreht. Wir haben im ersten Eurofighter-Un­tersuchungsausschuss bereits die wichtigsten Spuren gefunden. Die allerwichtigste war die Spur zu Vector Aerospace, zu einem Briefkastennetzwerk, in dem 183,4 Millionen € österreichischer Steuergelder verschwunden sind und auf krummen Wegen über min­destens hundert Briefkastenfirmen nach Österreich zurückgekommen sind. (Abg. Kog­ler: Genau!)

Sie haben, meine Damen und Herren von damals, zu spät abgedreht. Ohne Euro­fighter-Untersuchungsausschuss hätte es keine Gerichtsverfahren gegeben, wären die Täter in Sicherheit und wären die Milliarden futsch. Da aber dann Staatsanwälte in Wien, Rom und München aufgeklärt haben und Zehntausende Seiten neuer Dokumente si­chergestellt haben, weil auch wir weiterrecherchiert haben, können und müssen wir ein zweites Mal untersuchen.

Da haben sich die Zeiten geändert. Jetzt, zehn Jahre später, heißt es nicht mehr, Grü­ne gegen Regierungsparteien, gegen Bundeskanzler und Minister, gegen Eurofighter und gegen EADS, sondern heute heißt es, und das ist ganz wichtig: Republik Öster­reich auf Regierungsebene und im Parlament gemeinsam gegen Airbus Defence und ge­gen die Eurofighter GmbH. Zum ersten Mal vertreten wir alle gemeinsam die Interes­sen der Republik.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass heute noch irgendein Abgeordneter oder in dem Fall auch eine Abgeordnete der ÖVP oder der SPÖ aufsteht und sagt, das war ein gutes Ge­schäft, das sind die besten Flieger, das war zu 100 Prozent sauber und wir bekommen 200 Prozent Gegengeschäfte. – Wir wissen, dass das Geschäft schmutzig war, dass es geschoben war, dass es ein Riesenschaden für die Republik Österreich war und dass wir alles tun müssen, um das zu ändern, um die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen und das Geld unserer Steuerzahler und Steuerzahlerinnen zurückzuholen. (Bei­fall bei Grünen und FPÖ sowie der Abg. Holzinger-Vogtenhuber.)

Wir sind von Eurofighter und von Airbus betrogen und belogen worden. Es ist ge­schmiert worden, es sind Gegengeschäfte gefälscht worden, und die Republik ist im Mil­liardenausmaß geschädigt worden. Es kommt aber etwas dazu, und das ist die Ent­wicklung der Strafprozesse.

Am Anfang hat es geheißen, Untreue, ein unternehmensinternes Delikt mit Eurofighter und Airbus als Opfer. Jetzt heißt es bereits Betrug, durch die Anzeige des ersten Ver­teidigungsministers seit sehr, sehr langer Zeit, der in dieser Frage wirkungsvoll und ein­deutig die Interessen der Republik Österreich vertritt. Betrug heißt, die Republik wird ge­schädigt und Airbus und Eurofighter sind die Tatverdächtigen.

 


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