Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 112

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Damit komme ich wieder darauf zurück, dass das ein Spagat ist; dessen sind wir uns alle bewusst. Ich weiß, in vielen Klubs wurde sehr emotional diskutiert, ich möchte nur Folgendes in den Raum stellen: Jetzt hat man hier mit diesem Abänderungsantrag einfach versucht, der Kritik ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen. 650 Stel­lungnahmen sind eingetroffen, und in wenigen Tagen wurden 30 000 Unter­schriften gesammelt, die zeigen, dass die Tiere sehr wohl eine sehr starke Lobby hinter sich haben.

Ich möchte an dieser Stelle wirklich noch einmal dazusagen, dass man da natürlich immer wieder Graubereiche beachten muss. Was mir persönlich fernliegt, ist, jetzt irgendeinem Bauern seine Existenz zu nehmen, nichtdestotrotz: Sehen wir es doch als Nische, die wir als Österreicher, die auch unsere österreichischen Bauern nutzen können! Wir waren im Tierschutz wahnsinnig lange Vorreiter, aber davon haben wir uns schon lange entfernt. Auch dieser Abänderungsantrag, mit dem man hier ein bisschen gegenzusteuern versucht, ist zwar an der Oberfläche sehr schön, aber wenn man ihn genauer liest, sieht man, dass er leider nach wie vor sehr schwammig ist und sich viele Schlupflöcher darin finden.

Ich möchte als Beispiel die Katzenkastration näher betrachten. Man muss sich Folgen­des vorstellen: Ein Katzenpaar kann zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Nun rechnet man pro Wurf in etwa mit drei Katzen, die dann auch tatsächlich überleben. Kalkuliert man das auf zehn Jahre, sind das 80 Millionen Katzen. Da muss einfach etwas getan werden! Sie sterben, verhungern, es ist wirklich mühsam im Winter. Jeder Bauer soll seine Katze, die er auch wirklich lieb hat, haben, aber wenn Tiere teilweise leider frei herumlaufen, so ist das Tierquälerei, das kann man nicht schönreden! Es tut mir leid, das kann man nicht schönreden. (Beifall beim Team Stronach sowie der Abgeordneten Riemer und Brunner.)

Nun hat man eine Lösung gefunden, und zwar ist es in der neuen Verordnung so, dass man diese Kastrationspflicht, die in der Praxis ohnedies nicht wirklich geklappt hat – denn klarerweise hat jeder gesagt: das ist nicht meine Katze, also muss ich sie auch nicht kastrieren lassen! –, dadurch ersetzt, dass man die Bauernhofkatzen chippt. – Ich muss Ihnen ehrlich sagen, meiner Ansicht nach ist ein Chip kein Verhütungsmittel! Und wenn die Katzen gechippt sind, dann dürfen sie hinaus – und die Streunerkatzen darf man kastrieren?! – Das ist in der Praxis derart schwammig!

Warum schaffen wir nicht klare Regeln, die allen Seiten helfen, den Bauern genauso wie den Tieren? Ich verstehe es nicht! Es tut mir wirklich leid, das ist inakzeptabel.

Einige Vorredner haben es schon angesprochen: Da finden sich sehr, sehr viele sehr, sehr schwammige Begriffe, zum Beispiel beim Qualzuchtverbot – da gibt es extreme Aufweichungen! –, und auch beim grundsätzlichen Bekenntnis zur Schmerzaus­schal­tung beziehungsweise Betäubung wurde alles wieder relativiert. Das heißt, man darf die Ferkel nach wie vor ohne Betäubung kastrieren. Das finde ich echt nicht super! (Abg. Prinz: Schmerzlinderung!)

Ebenso kritisieren möchte ich, dass wir es nicht geschafft haben, die Tierhaltever­ordnung durchzudiskutieren. Das finde ich wirklich schade, denn es gibt von diversen Fraktionen wirklich gute Ansätze, die man einfach hätte mitnehmen können.

Alles in allem stimme ich dem persönlich nicht zu. Lassen Sie mich aber noch etwas dazu sagen: Natürlich muss man das alles immer als etwas Rundes, etwas Gesamtes sehen. Ich als Tierschutzsprecher werde meine Stimme den Tieren geben. – Ich weiß, wir haben auch in unserer Fraktion einige, die ihre Stimme den Bauern geben. Das ist legitim. Wir haben Gott sei Dank keinen Klubzwang, das heißt, bei uns kann jeder abstimmen, wie er will: Meine Stimme gehört den Tieren. (Zwischenruf des Abg. Lipitsch.) Ich weiß, Leo Steinbichler hat sich auch noch zu Wort gemeldet, er wird hier


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite