Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll173. Sitzung / Seite 210

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tum ist – und das muss auch gesagt werden –: Die Pharmaindustrie weiß sehr wohl sehr genau, wie viel sie in welchem Land verlangen kann. So werden von ihr auch die Kosten berechnet.

Eine Hepatitis-C-Therapie kostet in Österreich meinetwegen 60 000 €, in Deutschland 80 000 € – das traut man sich durchaus so zu berechnen und zu verlangen –, und eine solche Therapie in einem anderen Land, etwa in Rumänien, kostet entsprechend weniger.

Wir sind gefordert, diesbezüglich weiterzudenken. Interessant ist in diesem Zusam­menhang ja auch, dass es riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt, etwa in Bezug auf die gemittelten Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente: Dänemark hat sehr niedrige Kosten, und andere Länder, in denen es sehr viele Pharmakonzerne gibt – wie Österreich, Deutschland, die Schweiz et cetera –, haben sehr hohe Kosten.

Es gibt also ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Pharmakonzernen und auch dem Umstand – das soll man auch nicht ver­schweigen –, dass Menschen davon leben, in diesem Bereich zu arbeiten, und hohen Pharmakosten.

Mit all dem müssen wir umgehen, und auf der anderen Seite haben wir aber auch die Versicherten, die kranken Menschen, die – und das kann ich Ihnen sagen, weil es mir mein Onkologe erzählt hat – mittlerweile selbstverständlich auch ihre Medikamente einfordern.

Man kann heute mit modernen Methoden etwa seinen Krebs sehr genau analysieren lassen und kann dann zu seinem Onkologen oder in sein Krankenhaus gehen und sagen: Dieses Medikament hilft mir! – Der Arzt muss dann aber sagen: Tut mir leid, aber wenn ich fünf Menschen in meinem Krankenhaus dieses Medikament ver­schreibe, dann haben wir im Bereich onkologische Therapien überhaupt kein Budget mehr für Medikamente! – Es ist so.

Das kann man fortsetzen, für welche Bereiche auch immer. Das heißt, da sind knallharte Entscheidungen zu treffen, die nicht einfach sind.

In diesem Sinne – und nur in diesem Sinne, sage ich – ist natürlich alles zu tun, damit wir eine möglichst optimale Versorgung der kranken Menschen mit Medikamenten, die für sie passen, sicherstellen können.

Ich weiß, das geschieht, indem man in erster Linie sozusagen die allgemeinen, die billigen Medikamente verschreibt, und wenn diese nicht mehr wirken, dann kommt die second line, und dann kommt vielleicht noch in dritter Linie das Medikament, das die höchste Wirkung hat, das aber, wenn man es in erster Linie verschreiben würde, unbezahlbar wäre.

Das sind Entscheidungen, die für kranke Menschen nur schwer einsehbar sind, aber es ist so. Und daher wünsche ich mir da, ehrlich gesagt, eine offenere Debatte.

Ich habe zu Beginn meiner Rede die Frau Bundesministerin dafür kritisiert, dass dieses Paket auf diese Weise gekommen ist. Das ist die österreichische Art: Wir nudeln alles zusammen, es wird sozusagen ein maximaler Entscheidungsdruck aufgebaut, und dann – zack! – kommt irgendwie eine Einigung zustande. Ob die Menschen diese verstanden haben, ist jedoch eine andere Frage, denn von dem, was Sie und Sie, was wir alle hier über dieses Gesetz wissen, wissen die Leute draußen wenig, wenn sie dann aber von einer Krankheit betroffen sind, möchten sie aber natürlich optimal versorgt werden, überhaupt keine Frage.

Das heißt, das alles ist wirklich nicht so einfach, und wir sind eigentlich gefordert, in diesem Bereich für mehr Offenheit und Transparenz zu sorgen. Diese würde ich mir


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