Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll175. Sitzung / Seite 45

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werden im Jahr 2017 nach den jetzigen Prognosen eine F&E-Quote von 3,14 Prozent haben. Damit sind wir nicht mehr – das waren wir schon – an zweiter Stelle in Europa, sondern haben an Dynamik weiter aufgeholt.

Damit mich niemand falsch versteht – man wird ja gern falsch verstanden –, dass das dann ein Beweis für tatenlose Selbstzufriedenheit wäre: Das ist es nicht! Wir müssen uns natürlich vor allem anschauen – wir haben Luft nach oben –: Was sind die Probleme?

Ganz kurz zu den Problemen: Wir haben an europäischen Universitäten großteils das System der Studienplatzfinanzierung. Dieses System bringt in etwa einen qualitativen Umgang, was die Betreuungsrelationen anbelangt – die sind international auch vorbild­lich –, und auf der anderen Seite natürlich, was diese guten Betreuungsrelationen von etwa 1 : 40 anbelangt, niedrige Drop-out-Quoten – etwa 20 Prozent im internationalen Schnitt.

Jetzt muss man sich anschauen: Was hat man in Österreich? – In Österreich hat man freien Hochschulzugang; 60 Prozent aller Studenten studieren in 20 von 160 Fächern; und es gibt in manchen Bereichen eine Drop-out-Quote von bis zu 70 Prozent – etwa im Bereich der Rechtswissenschaften. Wenn man das so nimmt, kann man natürlich die These vertreten: Wir haben freien Hochschulzugang!, aber auf der anderen Seite ist es doch eine Illusion, eigentlich sogar eine Belastung derer, die wirklich studieren, wenn man sagt: Freier Hochschulzugang gewährleistet auch Qualität und jenen, die sich angemeldet und inskribiert haben, wirklich einen Abschluss. – Das ist nicht gewährleistet!

Warum ist es nicht gewährleistet? – Ja, weil auf der einen Seite manche studieren, weil es frei ist. Sie machen einen Sprachkurs oder irgendetwas anderes, weil sie es brauchen; sie versuchen, gesellschaftliche Kontakte zu entwickeln. (Abg. Neubauer: Wenn der Professor die Vorlesung nicht hält!) Das ist alles legitim. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Oder gehen arbeiten!) – Auch in anderen Ländern gehen sie arbeiten. Es ist, glaube ich, auch in anderen Ländern durchaus eine Unterstützung durch Studien­beihilfen üblich. Auf der anderen Seite ist das miteinander vereinbar; das Master­studium laut Bolognaprozess setzt sogar genau auf diese Konstellation auf. – Ja, das ist es!

Wenn ich auf der anderen Seite beliebigen Zugang haben möchte, brauche ich natür­lich wahnsinnig viel Geld. Haben wir jetzt wahnsinnig viel Geld? – Das glaube ich nicht. Da gebe ich Ihnen, Frau Gamon, schon recht: Ja, wir haben vielleicht einen zu stark aufgeblasenen Staat. Die Änderungen und Reformen sind schwierig, weil jeder auf seinen Bereichen beharrt. Das ist Aufgabe der Koalition – das wissen wir –, aber auch der Länder. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Wenn man sich die Thematik anschaut und bemerkt, dass man eine Drop-out-Quote von teilweise 70 Prozent und eine Konzentration auf wenige Fächer hat, stellt man sich folgende Frage: Was ist dann die weitere Konsequenz? – Die Konsequenz ist, dass in diesen Fächern, auf die sich alles konzentriert, in denen viele Studierende sind, natürlich die Forschung überbleibt; die Lehre dominiert und blockiert die Kapazitäten, und die Forschung bleibt über. Daher muss man, wenn man diese Problematik sieht, gegensteuern. Gegensteuern heißt, man muss ein anderes System der Studien­finanzierung, der Studienplatzfinanzierung machen und einleiten. Das heißt auf der einen Seite, dass man diese Pauschalbudgets, diese Globalbudgets, wie es sie jetzt gibt – da ist ein Teil auch indikatorbezogen: was sind die Abschlüsse, und wie kann man die finanzieren?; das ist eine Art Belohnungssystem –, im Endeffekt auf ein dreiteiliges System umstellen muss. Der eine Teil ist Infrastruktur, der andere Teil ist Lehre, und der dritte Teil ist Forschung.

 


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