Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll179. Sitzung / Seite 189

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

schaf­fen, viele innovative Kleinunternehmungen haben eine Chance bekommen und natürlich auch größere Betriebsansiedelungen.

Also diese Erfolgsgeschichte Europas wäre wirklich breiter zu erzählen. Ich möchte hier bemängeln, dass die Kennzeichnung solcher Projekte in Österreich immer sehr klein ist. Das EU-Emblem – die Kennzeichnungsvorschriften, die es gibt, die ja auch mit diesem Kontrollsystem überprüft werden müssen – ist bei Projekten in Österreich sehr klein, in Osteuropa oft überdimensioniert. Osteuropäische Länder haben es riesen­groß dargestellt, wenn es ein EU-kofinanziertes Projekt war.

In Österreich haben unsere Landeshauptleute oft das Gefühl: Ja, das ist unser Geld, wir haben das praktisch hergeholt. – Das stimmt aber nur teilweise. Das sind euro­päische Programme, da gibt es natürlich länderweise auch Abteilungen, die sich damit beschäftigen, und in den Regionen Akteure – auch da wieder Regionalforen, Bürger­meisterinnen, Bürgermeister und auch die Zivilgesellschaft –, die aktiv an einer zukunftsfähigen regionalen Entwicklung teilnehmen.

Ich glaube, genau diese Strategie, Kollege Berlakovich, müsste man auch in einer reformierten Europäischen Union – diese Diskussion kommt jetzt, vor allem was die ökonomische Dynamik, die Weiterentwicklung betrifft – flächendeckend durchziehen, und das nicht nur unter dem Aspekt der Kohäsion. Jawohl, gleicher Wohlstand in allen Regionen, das muss ein Ziel bleiben. Da wäre ich dafür, gerade wenn wir uns die Ent­wicklung in Ungarn, in Osteuropa ansehen.

Ungarn ist leider ein schlechtes Beispiel – im Unterschied zum Burgenland. Dort gibt es viel zu wenig Regionalpolitik, viel zu starken Zentralismus. Leider führte das eben auch zu dieser durchaus schwierigen ökonomischen Situation Ungarns. Ich denke, da wären wir sehr, sehr gut aufgestellt, haben viel positive Erfahrung, und wir sollten diese in die Debatte einbringen.

Ein kleines Manko möchte ich schon erwähnen. Wir werden heute zustimmen, aber das Manko ist immer wieder die Frage des Begleitausschusses. Wer kontrolliert diese Programme? Wer sitzt derzeit im Begleitausschuss? Kolleginnen und Kollegen, das sind die Ministerien, die Ämter der Landesregierungen, die Sozialpartner, der Gemein­debund, der Städtebund, aber auch die Industriellenvereinigung. Aber wer sitzt nicht drinnen? Die Parteien dieses Hauses – wir, die wir die Kontrolle über die Exekutive haben, die wir eigentlich über EU-Gelder, die ausgegeben werden, haben müssten, sage ich ganz ehrlich. Das kann nicht einem Landtag überantwortet werden, denn die Programme sind österreichweit, jetzt koordiniert, vereinheitlicht.

Also ich glaube, da wäre es dringend notwendig, in einer Reformüberlegung auch den Parteien eine Stimme zu geben, nämlich dass sie auch im Begleitausschuss vertreten sind, und auch, dass es – zumindest in der Mitte der jeweiligen Periode – einen Bericht über den Stand der Projekte in den Bundesländern an den Nationalrat gibt, was die Strukturprogramme betrifft. Das wäre, glaube ich, ein sehr guter Beitrag dazu, die Diskussion über europapolitische Themen und gleichzeitig Regionalpolitik zu stärken, um auch den Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen: Jawohl, natürlich profitieren wir auch von einer guten europäischen Politik, die wir ganz konkret mit Projekten vor Ort umsetzen können.

Das wäre ein Anliegen, bei dem ich mir wünschen würde, dass wir vielleicht gemein­sam in der nächsten Periode daran arbeiten. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite