Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll183. Sitzung, 7. Juni 2017 / Seite 80

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zuneh­mende Anzahl von Menschen, die sich aus ethischen und moralischen Gründen dem Tierwohl und der Umwelt verschrieben haben und sich dem Thema so nähern.

Laut einer IFES-Studie haben sich 2013 ungefähr 750 000 Österreicherinnen und Österreicher als Vegetarier oder Veganer bezeichnet, das ist schon eine stattliche Zahl. Geht man ins Jahr 2005 zurück, so sieht man, dass es damals erst 230 000 waren. Das heißt, zirka 9 bis 10 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind auf diesem Weg. Die Motivation ist, wie gesagt, unterschiedlich: Umwelt, Tierwohl, aber auch Gesundheit, und genau da hakt unsere Kritik ein.

Was hat es mit der Gesundheit auf sich? – Wir wissen heute, dass insbesondere Vega­ner – ungefähr 80 000 in Österreich – von Mangelernährung betroffen sind. Das mag stimmen, aber auch da müsste eine Diskussion darüber einsetzen, was ein Mangel und was kein Mangel ist. Zum Zweiten müsste man sich auch mit den ganzen Unter­gruppen beschäftigen. Sich vegetarisch, also fleischlos zu ernähren, das heißt ja nicht, dass das das Alleinige ist, da gibt es ja Unterarten bis zu den Halbvegetariern, zu den Flexitariern. Kritischer wird es bei den Frutariern unter den Veganern: Wie will man für Menschen, die nicht einmal die Knolle essen, weil sie glauben, dass die Frucht kaputtgeht, Informationen erlassen?

Da ist meines Erachtens ziemlich Oberflächliches beieinander, und da müsste man noch tiefer hineingehen: Wo ist Schaden angesagt? Wo sind Mangelerscheinungen angesagt? Was ist mit den Fertigprodukten? – Wenn Sie heute in ein Geschäft einer Supermarktkette gehen, dann finden Sie eine reichliche Anzahl von Fertigprodukten. Das stimmt nachdenklich, denn in diesen Produkten wird ziemlich viel verarbeitet. Zum Beispiel haben Sie da, weil das vorhin erwähnt wurde, Palmöl, Palmfette oder Kokosöl drinnen. Das sind hochtechnologische Lebensmittel. Selbst als bekennender Vegetarier muss ich sagen: Darauf ist mit Vorsicht zurückzugreifen, damit wird natürlich von der Industrie ein Millionengeschäft gemacht. Die Forderung, diese Produkte in den Codex Alimentarius hineinzunehmen und auf nationaler Ebene einzugreifen, wäre allemal die richtige Vorgangsweise, um das auch zu dokumentieren und zu zeigen, dass ein grünes Veggiepickerl noch lange nicht heißt, dass das Produkt gesund ist.

Man denke an den Extrawurst-Test des Vereins für Konsumenteninformation – Kollege Jannach hat ihn im Zusammenhang mit dem AMA-Gütesiegel heute schon erwähnt. So ähnlich ist es auch mit vegetarischen und veganen Produkten. Soweit ich mich erin­nern kann, waren von – ich weiß es nicht genau – 18 Extrawurstsorten fünf als vege­ta­risch oder vegan ausgepriesen und höchst bedenklich und sogar gesundheits­beein­trächtigend.

Ich verweise abschließend noch auf das Wort eines ehemaligen Gesundheitsministers, den wir heute hier schon begrüßen durften, Herrn Dr. Stöger. (Ruf bei den NEOS: Doktor?) Er hat etwas gesagt, das gerade in Bezug auf Allergene und Krebs sehr schön ist: „Nicht nur die Lebensmittelfachleute sollen wissen, was im Lebensmittelbuch steht, sondern auch Konsumentinnen und Konsumenten sollen einfach nachschauen können, wie ihre Lebensmittel gekennzeichnet sein müssen und was sie enthalten dürfen. Sie haben ein Recht auf Information“. – Ich sage dazu: Aber auf richtige Information, nicht nur auf eine freiwillige Information, die vielleicht die Betriebe erstellen müssen.

Ein Schlusssatz noch dazu: In das gleiche Fahrwasser stößt natürlich auch die Kritik. Sie können sich an die Müsliriegel und an die Schokohasen erinnern, die alle mit aromatischen Mineralölen verseucht waren. Auch da sieht man: Ernährung ist ein zen-


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