Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll183. Sitzung, 7. Juni 2017 / Seite 175

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bunden waren, den Bach hinuntergeht. Bei der voest haben wir das gesehen: zum Schluss mehr Verlust als Umsatz, wenn die Gewerkschaft mitredet!

Das Problem haben wir auch in der Schule: Immer dann, wenn es darum geht, auf die Qualität der Lehrer zu schauen, sagt die Gewerkschaft Nein. Wenn es darum geht, eine gewisse Konkurrenz innerhalb der Lehrerschaft zu erzeugen, sagt die Gewerk­schaft Nein. Wenn es darum geht, die 5 000 Problemlehrer, deren Existenz die Gewerk­schaft ja offen zugibt, endlich aus dem Klassenzimmer zu entfernen, sagt die Gewerkschaft Nein. – Das ist das erste Problem, vor dem wir stehen, nämlich das Problem, dass die Gewerkschaft mitredet, dass die Gewerkschaft entscheidet, aber andere Interessen als die Schüler und die Eltern hat.

Der zweite Aspekt – und das hängt auch ganz stark mit der Politik zusammen – ist ein Machtinstrument. Ich habe einmal das Beispiel von meinem Kind erzählt, das in der Volksschule auf Schiwoche gefahren ist. Da hat die Lehrerin gefragt, ob sie gemein­schaftlich Helme für die Kinder besorgen kann. Da meine Tochter damals noch keinen Helm hatte, bin ich damit einverstanden gewesen. Als sie dann von dieser Schiwoche zurückgekommen ist, bin ich fast in Ohnmacht gefallen, denn sie ist eine ganze Woche mit einem Helm herumgefahren, den ich bezahlt habe und wo auf der Seite groß draufgestanden ist: „Landeshauptmann Erwin Pröll“. (Beifall, Bravoruf und weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – „Bravo“, sagt die ÖVP! „Bravo“, haben Sie es gehört? – Die ÖVP ruft „Bravo“, weil die ÖVP Meister im Ausnützen der Strukturen ist, zum Machterhalt der ÖVP.

Genau so schaut es aus, und deshalb will man sich im Bildungsbereich nicht drein­reden lassen. (Abg. Tamandl: ... sind unsere Kinder!) Deshalb muss alles so bleiben, wie es ist. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Die Gewerkschaften, die auch von der ÖVP kommen, müssen weiter den Einfluss haben, und natürlich müssen die Landeshäuptlinge den Einfluss bewahren. Wenn es darum geht, etwas Gutes für die Kinder zu tun, dann stehen eben jene allein da, die daran Interesse haben würden, nämlich die Eltern. (Abg. Rädler: Der Landes­haupt­mann ...!)

Die Eltern haben keine Lobby. Die Eltern stellen sich auch nicht auf die Hinterbeine. Wissen Sie, warum? – Ich habe das ja lange nicht verstanden: Es gibt in Österreich über eine Million Eltern, die Kinder in der Schule haben, und die machen dagegen nichts, die sind da irgendwie lethargisch. Und ich habe mir nie erklären können, warum das so ist.

Auf der einen Seite steht die Politik mit ihren Interessen, und auf der anderen Seite steht die Gewerkschaft mit ihren Interessen, aber die Eltern haben anscheinend keine Lobby und stellen sich auch nicht auf die Hinterbeine. Ich weiß, warum das so ist. – Die Eltern haben gar keine Ahnung davon, was in ihren Kindern steckt, die glauben ja allen Ernstes, dass es, wenn ihr Kind Probleme in der Schule hat, an ihrem Kind liegt. Die Abstraktion, dass das möglicherweise am Lehrer oder an der Schule oder an der Struktur liegt, fällt den wenigsten ein, und deshalb fügen sie sich in ihr Schicksal, so als wäre es einfach ein großes Pech, ein Kind zu haben, das nicht die Fähigkeiten hat, die man sich vielleicht von diesem erwartet hätte.

Das ist das Problem! Diese Eltern wissen gar nicht, wie ein Schulsystem aussehen könnte, in dem ihr Kind die entsprechenden Möglichkeiten hätte, sich zu entwickeln. So bleiben diese Kinder hinter ihren Fähigkeiten zurück, und man nimmt das wie gottgegeben hin und hinterfragt das System gar nicht.

In Österreich existiert aber auch ein System, das funktioniert. Es gibt in Österreich auch die Schule, die funktioniert; die gibt es, und zwar ist das die nichtkonfessionelle


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