Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll183. Sitzung, 7. Juni 2017 / Seite 222

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vielleicht sogar noch das Wohl unseres Wohlfahrtsstaates gefährden könnte, weil wir ja eine hohe Geburtenrate brauchen, wie Kollege Franz ausgeführt hat.

Das sind keine frauenpolitischen Forderungen – es ist immer nett, dass solche Ideen von Männern kommen –, das sind ganz abstruse planwirtschaftliche Steuerungs­instru­mente (Abg. Schimanek: Na geh, Frau Kollegin! Bitte!), die zum Ziel haben, letzt­endlich rückwärtsgewandte Rollenbilder, ein rückwärtsgewandtes Gesellschaftsbild des vergangenen Jahrhunderts hier im Parlament, auf dieser Bühne ... (Abg. Neubauer: Setzen Sie sich nieder! Reden können Sie eh nicht mehr! Peinlich! – Zwischenruf des Abg. Franz.)

Wissen Sie was, mir geht es eigentlich darum: Herr Kollege Franz, ich frage mich immer, woher das kommt. Woher kommt eigentlich der Wunsch, Frauen vorzuschrei­ben, wie sie ihr Leben zu leben haben? Woher kommt der Wunsch, Frauen vorzu­schreiben, dass sie zum Beispiel Kinder haben wollen? (Abg. Franz: Es geht auch den Kindern so! Sie blenden immer aus, dass es um zwei Seiten geht!)

Sie haben das ja auch schon getan, Sie haben der deutschen Kanzlerin Merkel vorgeworfen, dass es ein Problem sei, dass diese keine Kinder habe und dadurch bedingt vielleicht andere Entscheidungen treffe, also, dass es da einen Zusam­menhang gebe. Ich frage mich wirklich, woher der Wunsch grundsätzlich kommt, aus dieser reaktionär-konservativen Ecke Frauen vorschreiben zu wollen, was sie für richtig zu empfinden haben und wie sie ihr Leben zu leben haben. (Abg. Deimek: Reaktionär-konservativ! Die DDR ist seit 30 Jahren tot, und Sie kommen mit solchen Ansätzen!)

Was wir in Österreich brauchen, ist, dass man Männern und Frauen gleichsam ermöglicht, solche Entscheidungen über ihr Leben, über die Zukunft, über ihre Zukunft, über die Zukunft ihrer potenziellen Familie, selbst treffen zu können. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Schittenhelm und Maurer.)

Diese Freiheit kann man nur garantieren, wenn man – und da gebe ich Kollegin Schwentner absolut recht – überhaupt einmal die Information und die Möglichkeit hat, eventuell zu verhüten, wenn man möchte, wenn man sich wirklich selbst emanzipieren kann und die Informationen dazu hat, um so eine Entscheidung treffen zu können. Dafür brauchen wir Zugang zu sicherer und funktionierender Verhütung, und gerade in Österreich geht es eben nicht nur darum – da kann ich zu Kollegin Schwentner ergänzend sagen –, dass quasi gut gebildete Frauen, die viel verdienen, Zugang zu Verhütung haben. Ganz im Gegenteil: In Österreich sind wir immer mehr mit dem Phänomen konfrontiert, dass gerade auch gut gebildete Frauen mit Falschinfor­matio­nen über sehr wohl funktionierende hormonelle Verhütung konfrontiert sind, die dann dazu führen, dass sie diese absetzen, eventuell vielleicht mit einer Mond-App oder was auch immer man im Internet findet verhüten und schlussendlich merken, dass das gar nicht funktioniert. (Abg. Höbart: Die Mond-App!)

Gut, in Österreich mangelt es wirklich an Aufklärung, das ist vollkommen unabhängig vom Bildungsgrad, und das finde ich noch viel erschreckender und entsetzlicher als alles andere. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Vielleicht könnte man hier im Raum eine Umfrage dazu machen, wie denn das Wissen über so manche Dinge, was das Thema Verhütung betrifft, ist. Ich glaube, wir alle wären entsetzt über die Ergebnisse. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Maurer. – Abg. Rädler: Schlechte Rede! – Abg. Kucharowits: Eine gute Rede!)

17.52


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Dr. Karmasin. – Bitte.

 


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