Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 375

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Dann gab es noch den Wunsch, dass man das natürlich nur in Unternehmen macht, in denen tatsächlich die Arbeitnehmerseite zumindest 20 Prozent Frauen in der Belegschaft hat, damit auch entsprechende Frauen gewählt werden können.

Es waren konstruktive Gespräche mit Beppo Muchitsch, er hat die Frauen gut vertre­ten. Wir setzen ein Signal – und, wie ich glaube, ein wichtiges Signal – für sachorien­tierte und konstruktive Frauenpolitik. Die Politik hat hier eine Chance, Rahmenbedin­gungen für das Wirtschaftsleben zu erreichen mit einer, wie ich meine, praxistauglichen Regelung, und ich freue mich, wenn in Zukunft tüchtige Frauen in Aufsichtsräte ent­sandt oder gewählt werden. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

20.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte schön.

 


20.23.17

Abgeordnete Claudia Angela Gamon, MSc (WU) (NEOS): Herr Präsident! Wir beziehungsweise ÖVP und SPÖ werden mit ein bisschen Unterstützung wohl die Quote in Aufsichtsräten beschließen, und die strukturelle Ungleichbehandlung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist somit ab morgen Geschichte. Davon gehe ich jetzt einfach aus, denn warum sonst würden wir es machen?

Jahrelang haben wir herumgeredet, um die Gründe zu finden, warum es Frauen nicht in Aufsichtsräte und Führungsetagen schaffen, dabei war die Lösung offenbar immer direkt vor unserer Nase: Wir müssen es einfach nur gesetzlich vorschreiben, dann wird das Problem beseitigt sein! (Heiterkeit des Abg. Höbart.)

Wie Sie merken, ist das nicht subtil sarkastisch, sondern bewusst sarkastisch, weil das so eben einfach nicht funktioniert. Der Staat nimmt jetzt die Frauen in Privat­unter­nehmen an die Hand, setzt sie in Aufsichtsräte, wohin sie – davon ist der österreichi­sche Staat offensichtlich überzeugt – alleine nicht kommen könnten. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Das ist lächerlich, denn seit Jahrzehnten haben wir eine strukturelle Ungleich­behandlung auf dem Arbeitsmarkt, die unter anderem auch die ÖVP kultiviert, die die SPÖ durch unterschiedliche Maßnahmen kultiviert. Die Quote ändert nämlich nichts an der Altersarmut von Frauen, sie ändert nichts am Teufelskreis von langen Phasen, in denen Frauen Teilzeit arbeiten, und langen Erwerbsunterbrechungen. Auch wenn dann mehr Frauen zwangsweise in Aufsichtsräten sitzen, weil wir es gesetzlich vorge­schrieben haben, opfern Sie dafür ein Grundprinzip der unternehmerischen Freiheit, liebe ÖVP.

Ja, die Quote funktioniert, weil wir es gesetzlich vorschreiben, aber das beantwortet nicht die Frage, ob sie richtig ist, weil sie noch immer nicht richtig ist. – Und zusätzlich sagen wir Frauen natürlich auch, dass wir nicht glauben, dass sie aus eigenen Kräften ihre Karriereziele erreichen können.

Simone de Beauvoir hat einmal gesagt, als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht – und genau das passiert in Österreich noch immer. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Rot-schwarze konservative Bevormundungspolitik in einem sehr seltsamen Zusammentreffen, die uns immer noch genau vorschreibt, wie unser Leben ihrer Meinung nach optimal zu verlaufen hat: Man sollte in einer heteronormativen Familien­zusammensetzung leben, der Mann sollte arbeiten gehen, die Frau sollte zu Hause bleiben – und das ist genau die Politik, die Sie immer noch, seit Jahrzehnten, so machen. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek. – Abg. Schieder: ... arme Simone de Beauvoir!)

 


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