Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung, 28. Februar 2018 / Seite 54

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10.38.06

Abgeordnete Stephanie Cox, BA (PILZ): Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Ich erinnere mich noch ganz genau an eine Facebook-Diskussion und einen Thread, in dem es um mich ging und in dem jemand sagte, wenn ich wirklich gut wäre, dann wäre ich schon längst nach Deutschland, in die USA oder nach China ausgewandert. – Vielen ForscherInnen geht es genauso, und ich musste schmunzeln, denn als das geschah, war ich tatsächlich gerade auf dem Sprung nach Berlin, habe mich aber dann dagegen entschieden, weil ich hier in diesem Haus mit an­packen möchte.

Was mich aber noch viel mehr zum Nachdenken gebracht hat, ist die Frage: Warum gibt es diesen Glaubenssatz? Warum müssen talentierte ForscherInnen ins Ausland abwandern, um Erfolg zu haben? – Ich glaube, die Antwort auf die Frage wird klar, wenn wir uns anschauen, welche Rolle Österreich spielt, wenn es um die großen Inno­vationen und Trends geht, die die Welt verändern und die in der Regel an den Univer­sitäten geboren werden, wie etwa Artificial Intelligence, Autonomous Vehicles, 4D-Prin­ting und noch vieles mehr. Die Antwort auf die Frage nach Österreichs Rolle ist ein­fach, aber traurig: Wir spielen keine große Rolle!

Welche Anreize sollen die klügsten Köpfe haben, um hier zu bleiben oder zu uns zu kommen? – Das beste Beispiel dafür ist Josef Penninger, ein weltweit führender For­scher im Bereich Biomedizin, den wir vor Kurzem an Kanada verloren haben. Herr Penninger mag ein außergewöhnliches Beispiel sein, Fakt ist aber: Er ist nicht der Ein­zige.

Braindrain, also das Abwandern von Wissen und Talent, gehört zu Österreich wie der grantige Kellner oder die grantige Kellnerin ins Wiener Kaffeehaus. Umgekehrt schaf­fen wir es nicht, genügend ausländische SpitzenforscherInnen nach Österreich zu ho­len, um diesen Braindrain auszugleichen.

Aber woran liegt das? – Österreich bietet SpitzenforscherInnen nicht das richtige Um­feld, in dem etwas weitergeht. Die Bedingungen für Spitzenforscherinnen und -forscher hierzulande sind einfach nicht attraktiv genug – noch nicht attraktiv genug –, und der Grund dafür sind chronische Unterfinanzierung und Überregulierung. Ich würde mir wünschen, dass wir dort anpacken; das fehlt mir noch ein wenig. Wir brauchen eine Erhöhung der Hochschulausgaben von aktuell 1,5 auf 2 Prozent des BIPs.

Errichtung von Exzellenzinitiativen: Deutschland ist da schon viel weiter, da können wir uns einiges abschauen. Weiters müssen Anreize geschaffen werden, Talente natürlich auch hierzubehalten, aber sie auch nach Österreich zu holen. Die Förderung von weiblichen Studierenden in technischen Studienrichtungen ist nur ein Beispiel, das jetzt schon und nicht erst in den nächsten Jahrzehnten angepackt werden muss. All das sind Aufgaben der Politik, meine Damen und Herren – Aufgaben der Politik! –, das be­deutet, wir müssen uns hier damit auseinandersetzen.

Dass es möglich ist, zeigt ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit. Josef Penninger hat mit seinem Institut für Molekulare Biotechnologie genauso wie Thomas Henzinger mit dem Institute of Science and Technology Austria gezeigt, dass wir großartige Forsche­rInnen von Eliteunis wie dem MIT, Stanford und der ETH Zürich zu uns bekommen können.

Wir wissen auch, dass wir in den Bereichen Informatik, Biowissenschaften, Quanten­physik und Mathematik gut unterwegs sind. Das bedeutet, es gibt also Chancen. Aller­dings braucht es noch mehr Taten als Worte, mehr Entschlossenheit und weniger Selbstbeweihräucherung.

Egal, wie man es dreht und wendet, wenn diese Regierung ihre selbstgesteckten Ziele ernst nimmt, wird sie mehr in Forschung investieren müssen und ein besseres – auch


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